Chrom Feinstimmung?

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HappyHarper
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Chrom Feinstimmung?

Beitrag: # 72406Beitrag HappyHarper »

Hallo zusammen,

hier mal ne Frage an die Chrom Profis.

Nachdem ich mich bei der Bluesharp mal mit Feinstimmung auseinandergesetzt habe, frage ich mich nun, ob ich das an meinen Chroms auch machen soll?

Aber wie ist eine Chrom eigentlich genau gestimmt. Exakt auf den jeweiligen Ton oder geht man da auch hin und gönnt einzelnen Tönen ein paar Cent Abweichung. Für mein Verständnis würde ich eigentlich meinen Exakt auf den jeweiligen Ton, oder?

LG Pierre
DocBen
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Beitrag: # 72409Beitrag DocBen »

Hallo Pierre,

eigentlich gehört sich für eine Chrom equal temperament (ET), also jeweils 0 Cent Abweichung. Bei der Chrom steht ja das Akkordspiel nicht so im Vordergrund und sie sollte auch für ganz viele Tonarten geeignet sein. Jedes andere Tuning stellt ja eine bestimmte Position in den Vordergrund (beidspielsweise die 2. Position auf der Bluesharp) - da die Chrom eigentlich für das Spielen in allen 12 Positionen geeignet ist bietet sich ET an.

Interessanterweise bietet der Seydel HarpConfigurator als Standardeinstellung ein "Compromized" tuning an, aber ich vermute das liegt daran, dass sie dasselbe Programm wie für die Bluesharps benutzen. Vielleicht kann uns Bertram ja dazu noch was sagen?

Gruß,
Bernhard
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roady43
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Beitrag: # 72412Beitrag roady43 »

Gleichstufig temperiert (equal temperament) ist sicher die sinnvollste und sicherste Grundlage für die Chrom. In der Praxis kann es aber zu kleinen Anpassungen kommen. Z.B. wenn ich weiss, dass ich vorwiegend in gewissen Tonarten spiele, bzw. gewisse eigentlich gar nie brauche. Dann kann eine mehr Tonarten spezifische Temperierung Sinn machen. Bei mir zeigt sich das beim Stimmen durch kleine Abweichungen vom Stimmgerät, weil ich gewisse Töne nach Gehör etwas "anpasse", da ich dies für mein Repertoire schöner finde.

http://de.wikipedia.org/wiki/Wohltemperierte_Stimmung

Noch wichtiger scheint mir aber die Anpassung der Intonation der Stimmzungen bezogen auf die persönliche Spieltechnik. Hier gilt es die realen Spielbedingungen (Lautstärke, Ansatz, Vibrato etc. bei sich selbst, Stimmung und Instrumente bei den Mitspielern) beim Stimmen so zu berücksichtigen, dass im Ernstfall (= Konzert) die Intonation dann stimmt.

roady43
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Brokenreed
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Beitrag: # 72413Beitrag Brokenreed »

Vielleicht siehtr der configurator das auch vor, weil man seine Harp ja individuell konfigurieren kann, was der configurator auch bedeutet :-D
Bei meiner Truechromatic macht z.B. compromised Sinn, da ich ja viele Akkorde zur Verfügung habe. Ich glaube, ich habe sie sogar in compromised bestellt. Da ich aber in diesen Dingen keine Ahnung habe und auch keine andere Chrom, kann ich nicht sagen, ob das jetzt besser oder schlechter ist. MIr gefällt das Teil und der Sound auf jeden Fall.
HappyHarper
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Beitrag: # 72415Beitrag HappyHarper »

So dachte ich´s mir. Dank euch!!!
gs
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Beitrag: # 72419Beitrag gs »

Es ist nicht eine Frage ob man es macht sondern eine Frage
ob Dir die Stimmung gefällt wenn Du z.B. weniger Melodien spielst.
Eine Abweichung von 10 cent ist dann nicht so tragisch.

Ich habe eine Chrom gestimmt und die klingt klasse im Blues.
Ich verwende diese nicht im klassische Stücke oder Volksweisen zu spielen.
DocBen
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Beitrag: # 72420Beitrag DocBen »

Ok, Chrom im Blues heißt, dass die Dritte Position klar bevorzugt wird. Im Blues stimmt damit meine Grundannahme von oben nicht mehr. Was für eine Feinstimmung/Temperatur würdest Du denn für eine Chromatische die im Blues genutzt werden soll empfehlen?
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HappyHarper
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Beitrag: # 72440Beitrag HappyHarper »

Ich bin generell nicht so der "Blueser"!

Damit ist die Tendenz ein exakt gestimmtes Instrument, für alles Mögliche und auch klassische Stücke, zu haben schon der richtige Weg für mich.

Wenn bluesiger, dann auch Diatonische!

Ich denke ich werde mich mal an die erste (CX-12) ranwagen!

LG Pierre
gs
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Beitrag: # 72444Beitrag gs »

DocBen

Ich kann Dir das nicht mal mehr exakt sagen.
Ich habe die Intervalle die nicht harmonisch geklungen haben wie bei der
Blues Harp gestimmt. Die typischen +10 - 10 cent.

Ich stimme sowieso mehr nach dem Ohr.

Am Ende klang es eben nicht mehr wie eine Lee Oscar vom Werk
wenn ich darauf einen Blues spiele.

Übrigens:
Ein teurer Flügel ist niemals auf 0 cent gestimmt!
Die wissen warum sie das machen.
HappyHarper
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Beitrag: # 72445Beitrag HappyHarper »

Das würde bedeuten ich weiß immer noch nicht mehr. Wenn die Instrumente (Flügel dein Bsp.) doch nicht exakt auf 0 cent gestimmt sind!?!
DocBen
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Beitrag: # 72448Beitrag DocBen »

@HappyHarper: Flügel haben deutlich mehr als die drei Oktaven Deiner Harp. Da werden wohl die oberen Oktaven teils höher gestimmt als die tieferen. Außerdem kann man beim Flügel die Saiten immer wieder höher und tiefer stellen. Für die Flügel der ganz großen Konzerthäuser kann sich also ein Stimmer beliebig lang hinsetzen und ausprobieren, was für diesen einen Flügel am besten klingt.

"Unsere heutigen Klaviere werden meist gleichstufig temperiert" (Wikipedia)
ch denke ich werde mich mal an die erste (CX-12) ranwagen!
Ich habe selbst keine eigene Erfahrung damit, habe aber gerlesen, dass die Ventile noch mal einen Unterschied machen. Habe auch gerade bei Chroms gelesen, dass die Deckel einen Unterschied machen. Kann ich, wie gesagt, nicht beurteilen, aber vielleicht willst Du das testen bevor Du am Ende die 48 Stimmzungen ohne Ventile so fein einstimmst. gs, kannst Du dazu etwas sagen? Stimmst Du Chromatische mit Ventilen und mit Deckeln, oder ist das nicht nötig?
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gs
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Beitrag: # 72452Beitrag gs »

Ich habe die Ventile nicht entfernt.
Das ist ganz wichtig, denn Du möchtest ja, dass die Zungen so
reagieren wie sie mit Ventilen reagieren.

Gerade im Splitt möchtest Du vielleicht prüfen
wie es klingt wenn Du etwas mehr Dampf gibst.
Der Ton driftet dann ein wenig.

Einige Spieler nutzen das im Blues absichtlich.
Aber mit so viel Druck ist eine Feinstimmung wohl eher überflüssig ;)

Mit normalen Spieldruck sollte das ganze gut klingen.
Wenn eine Zunge nicht vernünftig durchzieht geht die Stimmung
vielleicht eine wenig davon.
Das kann man ausgleichen wenn man mit dem Ohr stimmt.

Deswegen sind es eben nicht immer exakt die theoretischen cent Werte.

Ohne Ventile verändert sich das Spielverhalten und die Stimmung
reagiert anders. Die Töne driften erst bei sehr hohem Druck.

Ach ja .... immer mit aufgelegter Kanzelle prüfen!
Also nicht mit dem Mund direkt die Stimmplatte anblasen,
weil der Ton dann nicht stimmt.

Ich gebe zu das ist bei der Chromatischen einiges an Fummelei.

Aber eine gut gestimmte Chromatische ist es wert.
Besonders dann wenn man Spiel technisch vernünftig Intoniert
oder es eben mal lernen möchte wie man einen bestimmtes Klangbild erhält.

Ich würde erst mal an einer billigen Diatonischen üben!
Es braucht einige Stimmversuche bis man gut genug ist.
roady43
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Beitrag: # 72453Beitrag roady43 »

DocBen hat geschrieben:@HappyHarper: Flügel haben deutlich mehr als die drei Oktaven Deiner Harp. Da werden wohl die oberen Oktaven teils höher gestimmt als die tieferen. Außerdem kann man beim Flügel die Saiten immer wieder höher und tiefer stellen. Für die Flügel der ganz großen Konzerthäuser kann sich also ein Stimmer beliebig lang hinsetzen und ausprobieren, was für diesen einen Flügel am besten klingt.

"Unsere heutigen Klaviere werden meist gleichstufig temperiert" (Wikipedia)
ch denke ich werde mich mal an die erste (CX-12) ranwagen!
Ich habe selbst keine eigene Erfahrung damit, habe aber gerlesen, dass die Ventile noch mal einen Unterschied machen. Habe auch gerade bei Chroms gelesen, dass die Deckel einen Unterschied machen. Kann ich, wie gesagt, nicht beurteilen, aber vielleicht willst Du das testen bevor Du am Ende die 48 Stimmzungen ohne Ventile so fein einstimmst. gs, kannst Du dazu etwas sagen? Stimmst Du Chromatische mit Ventilen und mit Deckeln, oder ist das nicht nötig?
Die Oktaven müssen bei Klavieren (Flügeln) eigentlich immer gleich gestimmt sein. Demnach können die oberen Register nicht höher sein. Die Halbtonschritte dazwischen werden nicht genau gleich verteilt, je nach Stimmer, bzw. je nach Geschmack des Spielers. Siehe Wohltemperierte Stimmungen http://de.wikipedia.org/wiki/Wohltemperierte_Stimmung (siehe => "Charakteristik")
Dasselbe gilt auch für die Chrom. Allerdings würde ich mich deshalb nicht verrückt machen, bevor überhaupt ein Instrument vorhanden ist. Schlecht gestimmt kommen die nicht ab Werk. Vielleicht etwas hoch (höher als A=440Hz) aber das ist je nach Spielweise kein Nachteil.

Ich stimme immer unter Berücksichtigung von Ventilen und am Ende auch Deckeln. Da wird zuerst notiert (Abweichung in Cent) und dann alles demontiert, gestimmt und nach Montage wieder kontrolliert etc. Das braucht dann auch beliebig viel Zeit...

Die CX 12 ist genial (besonders seit es sie als Jazz gibt) und natürlich besonders geeignet, wenn es um einfaches/schnelles Auseinandernehmen geht. Beim Zusammenbau gut darauf achten, dass die feinen Plastikführungen im Innern nicht tangiert werden.

roady43
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Beitrag: # 72458Beitrag DocBen »

roady43 hat geschrieben:Die Oktaven müssen bei Klavieren (Flügeln) eigentlich immer gleich gestimmt sein. Demnach können die oberen Register nicht höher sein.
Ich dachte dass das, was der Klavierstimmer Spreizung nennt, letztlich darauf hinaus läuft dass die Abstände über die Oktaven hinweg langsam immer größer werden je höher man kommt, lasse mich da aber gerne belehren wenn es jemand genauer weiß.


Gruß,
Bernhard

http://www.stimmservice-janzen.de/wisse ... 0Spreizung
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Beitrag: # 72464Beitrag gs »

Ja eine gespreizte Stimmung gibt es.
Soweit ich das verstanden habe geht die Stimmung wirklich auseinander.
Genutzt habe ich die Stimmung nie und intensiv beschäftigt habe
ich mich damit auch nicht.

Steve Baker hat viel experimentiert.
Ich meine die Stimmung der Harps die er auf der Harp Handbook CD spielt klingt anders als heute.

Er spielt die Harp wirklich meisterlich wenn er ein Stück spielt bei dem es auf die Stimmung ankommt.

http://www.youtube.com/watch?v=ft8FWeVV_rY

Das Stück braucht eine gut gestimmte Harp und einen Spieler der damit umgehen kann.

Viele Spieler klingen bei solch einem Stück erbärmlich
weil sie nicht verstanden haben um was es geht.

Aber eigentlich nutzen alle guten Spieler Feinstimmungen
http://www.youtube.com/watch?v=TpMTolX0PM8

Steve und Rick Epping haben alle Stimmungen von Hohner beschrieben.
Insofern ist das Abnehmen der Stimmung von einer Harp nicht notwendig.
Das ist meiner Meinung dann auch eher ein Zufallsprodukt.

Wenn man sich auf eine Stimmung (Diatonisch) eingeschossen hat ist
auch klar was man sich auf der Chromatischen wünschen würde.
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