Chromatische Mundharmonika, Note mit oder ohne Schieber?

Fragen zu speziellen Riffs oder Techniken bestimmter Stücke, alles über Bending, Overblow und andere Techniken.

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LetsGameDev
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Chromatische Mundharmonika, Note mit oder ohne Schieber?

Beitrag: # 119835Beitrag LetsGameDev »

Guten Tag,
ich habe eine Chromatische Mundharmonika und sehe, dass es ein paar Tone gibt, die entweder auf verschiedenen Löchern und/oder wahlweise mit und ohne gedrücktem Schieber gespielt werden können.
Ich arbeite gerade an der Erweiterung meiner Lernwebseite auf der ich die Lieder als Noten speichere sie aber in Tabs für verschiedene Blasinstrumente anzeigen lasse. Nur habe ich dort das Problem dass ich mich entscheiden muss welchen Tab ich bei welcher Note anzeigen lasse.
Zum Beispiel C
Das kann ich ja auf folgende Weisen spielen:

Kanzelle 4 blasen
Kanzelle 4 ziehen mit Schieber
Kanzelle 5 blasen

Wie wir korrekt entschieden? Meine Idee hierzu wäre "den kürzesten Weg" zu gehen. Also zu gucken wie wurde die vorherige Note gespielt.
War die vorherige Aktion Kanzelle 5 ziehen oder Kanzelle 6 ziehen dann wird für C Kanzelle 5 blasen genutzt.
Ist der Ton auf der selben Kanzelle und man nur die Luftflussrichtung oder den Schieber ändern muss, wird das bevorzugt.

Vielleicht sind dieser Überlegungen auch Spieltechnisch falsch?

Über Hilfe wäre ich sehr dankbar, ich möchte meine Lernwebseite gern mit mehr Instrumenten unterstützen :)

Grüße
Tom
triona
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Re: Chromatische Mundharmonika, Note mit oder ohne Schieber?

Beitrag: # 119843Beitrag triona »

Grundsätzlich sind deine Überlegungen richtig. Das wird wohl von den meisten so gehandhabt. Allerdings sind da je nach persönlicher Spieltechnik, des gespielten Musikstils und des jeweils gespielten Stücks individuelle Abweichungen von dieser Herangehensweise möglich. Mir ist nicht bekannt, daß es da feste Regeln gibt. Solche wären in den meisten Fällen auch sicher eher einengend als hilfreich.

Einige der wesentlichen Entscheidungskriterien dürften wohl sein:
- möglichst kurze Wege
- passend bzw erleichternd zum Atemrhythmus / Lufthaushalt (blasen - ziehen)
- entsprechend passend zu Melodie und Rhythmus des Stücks
- Bending oder andere Artikulationsvarianten gewünscht oder nicht
- Borduntöne / Legato oder bestimmte Akkorde gewünscht oder nicht

SIcher kann es in manchen Fällen zum Lernen / Üben auch hilfreich sein, wenn mögliche Varianten angegeben werden.

Ähnliches gilt übrigens auch für Baß-MuHas.


liebe grüße
triona
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Re: Chromatische Mundharmonika, Note mit oder ohne Schieber?

Beitrag: # 119844Beitrag LetsGameDev »

Danke, das klingt erstmal gut. Ich denke dann werde ich das so umsetzen wie ich mir das gedacht habe. Ich denke für eine Computergenerierte Anweisung für Anfänger ist das auch völlig okay und wenn man erfahrener ist, wird man seine Spielweise eigenständig anpassen können :)
triona
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Re: Chromatische Mundharmonika, Note mit oder ohne Schieber?

Beitrag: # 119846Beitrag triona »

Man kann ja erwähnen, daß das Vorschläge sind, die durchaus abgewandelt werden können. Ein geblasener Ton kann ja schon anders klingen als der selbe Ton gezogen, gebendet oder mit dem Schieber angeschnitten erst recht.


liebe grüße
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Re: Chromatische Mundharmonika, Note mit oder ohne Schieber?

Beitrag: # 119849Beitrag triona »

Hier habe ich noch etwas gefunden.
Da haben 2 Leute (Brendan Power und Edvin Wedin) etwas erfunden, das helfen kann, das Blasschema zu erlernen für verschiedene Tonleitern bei unterschiedlichen Stimmungen von Mundharmonikas. In diesem Fall geht es zwar um MuHas in Diminished Stimmung. Aber die Technik der Darstellung läßt sich sicher auf jede Art von MuHa, Stimmsystem und Tonleitern übertragen. Sie nennen es "phrase map" (= Deutsch in etwa: Phrasierunsplan). Vlt kannst du ja etwas damit anfangen, hinreichende Kenntnis der englischen Sprache vorausgesetzt.

https://www.brendan-power.com/forum/vie ... 4&start=20
https://www.brendan-power.com/forum/vie ... 3382#p3382


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Dreiphasenkasper
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Re: Chromatische Mundharmonika, Note mit oder ohne Schieber?

Beitrag: # 121689Beitrag Dreiphasenkasper »

Also ich fuchse mich gerade in die Mundharmonika ein und pauke dazu ein bisschen Musiktheorie.

Da ist mir aufgefallen das es in der Theorie schon einen Unterschied macht nur eben praktisch nicht.

Hängt alles mit der enharmonischen Verschiebung zusammen.

Bin noch grün hinter den Ohren und hoffe ich hab das so gut verstanden.

Weil für mich wirkt dann der Tonaufbau der Harmonika sehr viel logischer.

Vielleicht hilft ja dieser Gedanke der für mich ein fast weltbewegender Moment war.

:)
Adam_Lark
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Re: Chromatische Mundharmonika, Note mit oder ohne Schieber?

Beitrag: # 121698Beitrag Adam_Lark »

Dreiphasenkasper hat geschrieben: 11.02.2021, 17:22 Also ich fuchse mich gerade in die Mundharmonika ein und pauke dazu ein bisschen Musiktheorie.

Da ist mir aufgefallen das es in der Theorie schon einen Unterschied macht nur eben praktisch nicht.

Hängt alles mit der enharmonischen Verschiebung zusammen.

Bin noch grün hinter den Ohren und hoffe ich hab das so gut verstanden.

Weil für mich wirkt dann der Tonaufbau der Harmonika sehr viel logischer.

Vielleicht hilft ja dieser Gedanke der für mich ein fast weltbewegender Moment war.

:)
Verstehe ich nicht, wieso ist es in der Theorie ein Unterschied, auf welcher Kanzelle du das c spielst?

Gruß Adam
Jedem seins...
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Dreiphasenkasper
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Re: Chromatische Mundharmonika, Note mit oder ohne Schieber?

Beitrag: # 121701Beitrag Dreiphasenkasper »

Wenn ich den Schieber ziehe Spiel ich Beispielsweise auf der 4 beim Zug ein C anstatt ein H. Theoretisch soll es ein H# sein ist aber ein C. Praktisch hört da wohl keiner einen Unterschied.
Ist ja bei E# und F genauso.

Ist mir beim lernen von Vorzeichennoten aufgefallen weil ich wissen wollte warum ich mit dem Schieber auch ganze Noten hinbekomme. Bin wie gesagt blutiger Anfänger der noch Einzeltonspielen übt. :)


Ohne Schiebernutzung sollte das C bei 4 das selbe wie bei 5 sein. Klingt zumindest gleich. :D

Glück Auf,
Markus
triona
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Re: Chromatische Mundharmonika, Note mit oder ohne Schieber?

Beitrag: # 121704Beitrag triona »

Bei den mehrfach vorhandenen und nebeneinander liegenden Tönen auf einer standardgestimmten chromatischen MuHa - wie auch bei einer sologestimmten diatonischen - handelt es sich nicht um enantonische Verwechslungen. Vielmehr handelt es sich bei diesen Tönen tatsächlich um exakt gleich gestimmte Töne auf beiden Stimmzungen - wie Markus ja mittlerweile auch festgestellt hat.

Zumindest sollte dies idealerweise so sein. Wenn die MuHa nämlich nicht sauber feingestimmt ist, d.h. wenn diese Gleichtöne nicht exakt gleich gestimmt sind, dann entsteht nämlich ein Schwebeton, wenn mann z.B. die beiden nebeneinander liegenden Blastöne C gleichzeitig anbläst, bespielsweise um diesen Ton kräftiger klingen zu lassen, oder innerhalb gewisser Akkorde. Bei einer Tremolo-MuHa ist dieser Effekt erwünscht. Da sind auch alle Töne so gestimmt. Bei einer Chrom oder einer Solo-diatonischen hingegen würde ich das als schlecht feingestimmt ansehen. (Ich habe da z.B. ein paar, die ich demnächst mal nachstimmen werde.)

Bei den enantonischen Verwechslungen - z.B. C# und Db, D# und Eb usw - wie Markus sie aus der Musiktheorie kennt, hingegen handelt es sich um etwas anderes. Wenn man diese nach den Regeln sowohl der Musiktheorie, als auch der Schwingungslehre und hinsichtlich des Wohlklangs von Akkorden in allen Tonarten und Oktaven und der "Quintenreinheit" betrachtet, dann handelt es sich genau genommen um verschiedene Töne. Die Frequenzen unterscheiden sich zwar jeweils nur um ein paar cent. Aber sie sind so gesehen eben nicht wirklich gleich.

Allerdings wird dieses Problem der Feinstimmung bei einer chromatischen MuHa normalerweise gerade nicht im Sinne dieser Regel der Musiktheorie und Schwingungslehre gelöst. Genauso wie ein Klavier oder eine Orgel wird hier meist eine Kompromiss-Stimmung bevorzugt, Diese ermöglicht ein möglicht optimiertes Klangverhalten und Wohlklang aller Töne in möglichst vielen verschiedenen Tonarten und Akkorden über den gesamten Tonumfang des Instruments. (*)

Daraus folgt für die Mundharmonika und besonders für die Chromatische: C# und Db, D# und Eb usw sind immer gleich, auch wenn sie musiktheoretisch nicht das selbe sind. Man kann ihre exakte Tonhöhe allerdings mit dem Ansatz beeinflussen. Das muß man allerdings auch gut üben. Und vor allem muß man ein sehr gutes Gehör haben und schulen, wenn es wirklich gelingen soll. Das ist aber schon höhere Schule, falls du das gemeint hast. (Bei mir z.B. hört sich das sicher nie so sauber an. ;) )

Zwischen dem H# auf 4 ziehen und den beiden nebeneinander liegenden C auf 4 und 5 blasen könnte man allerdings schon einen Unterschied machen, und entsprechend auch bei E# und F. Ob das beim Feinstimmen chromatischer MuHas berücksichtigt wird, weiß ich allerdings nicht. Für mich hört sich das meistens auch einigermaßen gleich an, oder vlt auch nicht. Da dieses H# allerdings nicht zusammen angespielt werden kann mit einem der beiden darüber liegenden C, kan mit diesem Ton auch kein - meist unerwünschter - Schwebeton erklingen.

Wobei sich allerdings ein Blaston im Klangcharakter schon unterscheiden kann von dem selben Ton, wenn er als Ziehton gespielt wird. Und zwischen einem direkt gespielten Ton und dem selben Ton, wenn er durch Benden oder Overblow erzeugt wird, kann der klangliche Unterschied nochmal viel deutlicher ausfallen.


liebe grüße
triona


(*) Siehe auch hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stimmung_ ... ngssysteme
https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichstufige_Stimmung
Dess daacht doch alles nischt, dess naimodisch Zaich.
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