Anfängerfrage zur Overblow Technik (editiert, sorry)

Fragen zu speziellen Riffs oder Techniken bestimmter Stücke, alles über Bending, Overblow und andere Techniken.

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Nachtvogel
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Anfängerfrage zur Overblow Technik (editiert, sorry)

Beitrag: # 94283Beitrag Nachtvogel »

Hallo, ich schon wieder :oops:

Ich habe zwar schon vieles darüber gelesen, aber nur wenig kapiert.

Bending bedeutet: biegen, Krümmen oder irgenwo hinbiegen.

Drawbend: darunter verstehe ich, das ein Ziehton nach unten gebogen werden kann.
Blowbend: " " " , das ein Blaston nach unten gebogen werden kann.

Overblow: bedeutet überblasen. Was wird überblasen?
Ich habe noch nie einen Ton nach oben benden können.

Bei meiner E-Gitarre kann ich durch das Saitenziehen den Ton nur nach oben benden.
Mit dem Tremolohebel geht auch ein Benden nach unten.....Das war nur so ein Beispiel.

Ich hoffe, dass ich euch nicht zu sehr "nerve", aber vielleicht gibt es jemanden, der mir
das in deutsch erklären kann ?......Bitte kein "denglisch :lol:


b.z.g Franky
Zuletzt geändert von Nachtvogel am 19.08.2014, 23:05, insgesamt 1-mal geändert.
Juke
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Beitrag: # 94287Beitrag Juke »

Zwar in englisch, aber trotzdem:
https://www.youtube.com/watch?v=aBI4otPGdKU

Schöne Grüße
Dirk
Ich spiele beide Sorten Musik: Chicago- und West Coast Blues! 8)

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Nachtvogel
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Overblow

Beitrag: # 94288Beitrag Nachtvogel »

Danke Dirk, ich kann leider kein Englisch,

ist schön anzusehen und zu hören, aber ich habe ja noch soooooviel Zeit,
um einige Feinheiten auf der Blues Harp zu entdecken. Bin ja didaktisch.
Wie sagte Helge Schneider gleich?....lernen lernen popernen :lol:

b.z.g Franky
Mario
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Beitrag: # 94300Beitrag Mario »

Hi Frank,

was ist jetzt eigentlich die Frage? Möchtest du wissen, wie man Overblows spielen kann oder interessiert dich eher, was dabei in der Harp passiert?
Du suchst ein gutes Lehrbuch? Nimm meins!
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udo
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Re: Anfängerfrage zur Blow & Draw Technik

Beitrag: # 94303Beitrag udo »

Nachtvogel hat geschrieben:... Bei meiner E-Gitarre kann ich durch das Saitenziehen den Ton nur nach oben benden. Mit dem Tremolohebel geht auch ein Benden nach unten.....Das war nur so ein Beispiel.
Hey Frank, ich empfehle dir ein Standardwerk. Komplett in deutschsprachig - bis auf die Fachbegriffe :P

Aber im Ernst: Die einfachtönige diatonische Mundkarmonika mit zehn Kanzellen, auch Blues Harp genannt - ist garnicht so easy wie man denken könnte.

Mario Franzbonenkamp hat ein wirklich gutes Lehrbuch für Harp geschrieben, das hier bei jack-black viele überzeugt hat.

Und du brauchst weder Noten- noch Englischkenntnisse um bald schon erste Blues-Riff zu spielen oder das bluestypische benden zu lernen.

Allerdings muss ich dir sagen: Mit dem Benden wirds schon ein paar Wochen dauern, bis es einigermaßen klingt. Bis es dann "sitzt" vergehen dann wahrscheinlich nochmal ein paar Monate. Die noch etwas anspruchsvollere Technik der Overbends, die in den 1970ern aufkamen, ist nochmal um einiges schwieriger. Das alles findest du gut erklärt im Buch.

Das Buch kannst du einfach mit der ISBN Nr. in jedem Buchladen ordern.

Ich bin übrigens weder verwandt nöch verschwägert mit Mario und kenne ihn nur hier "virtuell" aus dem Forum. Von den verschiedenen Lehrbüchern die ich kennne, bringt Marios die meisten Aha-Erlebnisse!

Guck dir das mal auf seiner Website zum Buch an, wo die Themen gelistet werden. Da gibt es auch Playalongs (Musikstücke zum Mitspielen) zum herunterladen.

http://www.harpbuch.de/

Hintergrundwissen ist wirklich sehr hilfreich bei diesem so einfach erscheinenden Instrument :-D

Good Luck

udo
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Nachtvogel
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Beitrag: # 94307Beitrag Nachtvogel »

Mario hat geschrieben:Hi Frank,

was ist jetzt eigentlich die Frage? Möchtest du wissen, wie man Overblows spielen kann oder interessiert dich eher, was dabei in der Harp passiert?
Beides, Mario.....und danke für deinen Tipp, Udo.
Das Drawbend & Blowbend beherrsche ich doch schon.

musikalische Grüße
Franky
Mario
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Beitrag: # 94308Beitrag Mario »

Danke für die netten Worte, Udo. Aber mal ohne Buch: Overblows erzeugt man durch Veränderung des Mund-Rachenraums, wie bei Bendings auch. Sie können überall dort erzeugt werden, wo Ziehbendings möglich sind, allerdings in der entgegengesetzten Richtung, also in Blasrichtung. Dabei blockiert die obere Stimmzunge (=Blaszunge). Erzeugt wird ein Ton, der einen Halbton über dem des Ziehtons liegt.

Beispiel Kanzelle 4 auf einer C-Harp: Blaston ist C, Ziehton ist D. Dazwischen liegt das C#, welches durch Bending erreicht werden kann. Einen Halbton über D (dem Ton der Ziehzunge) liegt das D#. Dieser Ton erklingt beim Overblow.

Beim Overblow blockiert wie erwähnt die Blaszunge. Diese sollte so eng wie nötig gelöst sein, sonst findet die Blockade nie statt und du wirst es nicht schaffen, einen Overblow zu erzeugen. Man kann sich zum Üben erstmal damit behelfen, die Zunge anderweitig zu blockieren, zum Beispiel mit einem Klebestreifen.

Beim Overdraw gilt übrigens dasselbe Prinzip, nur ist alles genau andersrum.

Du solltest dich mal ein wenig von den Begriffen frei machen. Eine 1:1 Übersetzung verwirrt eher als dass sie hilft. Das Überblasen ist eine gängige Technik bei klassischen Instrumenten, um einen Oktavsprung zu realisieren. Ich bin mir fast sicher, dass der Begriff "Overblow" der Einfachheit halber daher übernommen und auf Ziehtöne analog angewendet wurde ("Overdraw"), obwohl das Überblasen bei der Harp keinen Oktavsprung erzeugt.
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oboehme
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Beitrag: # 94309Beitrag oboehme »

Mario hat geschrieben:Overblows ... können überall dort erzeugt werden, wo Ziehbendings möglich sind
Das ist nicht ganz richtig: Der Overblow ist auch möglich auf Kanal 5. Wenn man das E überbläst ertönt ein Fis. Mechanisch ist es aber das F, also der Ziehton, der schwingt.

Ebenso kann man im Kanal 7, bei dem Blas- und Ziehton einen Halbton auseinander sind, den aus dem Blaston C durch Overdraw ein Cis erzeugen.

Die möglichen Overbends siehe Tabelle: http://majorpigalle.com/img/tablo/overb ... rdraws.png


Die Overbends sind nicht wirklich in ihrer Höhe begrenzt.
Wenn man das Ganze - natürlich mit viel Übung - auf die Spitze treiben will, kann man die Overbends noch weiter benden als in der Tabelle oben:

http://archive.harmonicasessions.com/de ... bends7.jpg
Marc Breitfelder ist hier wohl die richtige Referenz

Gruß
Olaf
udo
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Beitrag: # 94310Beitrag udo »

oboehme hat geschrieben:Das ist nicht ganz richtig: Der Overblow ist auch möglich auf Kanal 5. Wenn man das E überbläst ertönt ein Fis. Mechanisch ist es aber das F, also der Ziehton, der schwingt.
Benden lässt sich 5 schon :P auch wenn es harmonisch wenig Sinn macht.

Als Effekt nutzen es einige jedoch, auch wenn es kein "ganzer" Halbton ist.

Könnte man eigentlich auch einen Overblow erzeugen, wenn Blas- und Ziehzunge gleiche Tonhöhe hätten?

Geht dann vielleicht sogar Overdraw und -bend in der gleichen Kanzelle?

Oder lässt sich dann der Resonanzraum Rachen nicht so formen, dass die jeweilige Gegenzunge schließt?
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Nachtvogel
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Beitrag: # 94311Beitrag Nachtvogel »

Klasse Fachsimpelei, ich verstehe nur "Bahnhof".
Tja, muss nun weiter suchen, wo der "Sweetpoint" liegt.
Probieren geht über Studieren. Danke dennoch für die vielen Anregungen.

Blues Is Your Healer, Let The Goodtimes Roll 8)

Franky

Ach, habe ich vergessen zu erwähnen: Ich habe bei allen Bluesharps
in Kanzelle 7 die Ziehzunge um 1/2 Ton erniedrigt. Was so ein kleiner
Eingriff doch für eine große Wirkung hat. Völlig neues Spielgefühl.
Ich habe auf die Spitze der Zunge ein kleines Stück Lötzin gelötet
und mit einer kleinen Feile bearbeitet, bis mein chromatisches Stimmgerät
den exakten Ton angezeigt hat..... Verwendet habe ich einen 16 Watt Lötkolben
von ERSA Tip 260 mit spitzem Kolbenaufsatz. Eine Vergrößerungslupe oder Kopfbandlupe
erleichtern die Arbeiten.
Juke
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Beitrag: # 94312Beitrag Juke »

Der Beitrag von Mario erklärt das Thema Overblow doch eigentlich sehr verständlich ...

Wenn du 7 Ziehen einen Halbtin tiefer stimmst, brauchst du den fehlenden Halbton zwischen 6 Ziehen und 7 Ziehen natürlich nicht durch Überblasen von 6 zu erzeugen - sofern du nicht auf ihn verzichten willst.
Wie du richtig schreibst, sorgen solche Sonderstimmungen aber immer für ein völlig neues Spielgefühl, weswegen es gut überlegt sein will, von der Standard-Richter-Stimmung (http://de.wikipedia.org/wiki/Richter-Harmonika) abzuweichen.

Die anderen "Lücken" bleiben dir aber erhalten ...

Schöne Grüße
Dirk
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Mario
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Beitrag: # 94313Beitrag Mario »

oboehme hat geschrieben:
Mario hat geschrieben:Overblows ... können überall dort erzeugt werden, wo Ziehbendings möglich sind
Das ist nicht ganz richtig: Der Overblow ist auch möglich auf Kanal 5.
Doch, Olaf, das ist absolut richtig. Und deine Erläuterung untermauert das auch.
udo hat geschrieben:Könnte man eigentlich auch einen Overblow erzeugen, wenn Blas- und Ziehzunge gleiche Tonhöhe hätten?
Ohne es jetzt ausprobiert zu haben: Klar, warum nicht? Die Blaszunge blockiert ja, nimmt also am Geschehen nicht mehr Teil. Mit Klebestreifen nimmt man die Zunge sogar völlig aus dem Spiel. Das würde allerdings bedeuten, dass man jede Ziehzunge Überblasen können müsste, auch die hohen. Interessante Frage...
Nachtvogel hat geschrieben:Klasse Fachsimpelei, ich verstehe nur "Bahnhof".
Ich kenne deine Vorkenntnisse ja nicht, deswegen ist es schwierig, den richtigen Einstieg zu finden. Wenn du wirklich nur "Bahnhof" verstehst, würde ich dir empfehlen, am Anfang zu beginnen, praktisch wie theoretisch. Overblows gehören nicht zu den ersten Dingen, die man lernen muss.
Du kannst aber auch gezielt Fragen stellen, wo du scheiterst. Je gezielter die Frage, desto besser die Antwort :)
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Mario
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Beitrag: # 94317Beitrag Mario »

udo hat geschrieben:Könnte man eigentlich auch einen Overblow erzeugen, wenn Blas- und Ziehzunge gleiche Tonhöhe hätten?
Hallo Udo,

ich hab zu dem Thema gerade mal einen Test gemacht. Dazu hab ich eine Low D genommen und die Platten ausgebaut. Jede Stimmzunge lässt sich (mit der ausgebauten Platte direkt an den Lippen) sowohl nach unten als auch nach oben benden. In beide Richtungen gehen mehrere Halbtöne, mal besser, mal schlechter, was sicherlich an mangelnder Übung liegt.

Wenn die Zungen von den Lippen weg zeigen, erreicht man durch Ziehen den Originalton und weitere Töne nach unten. Durch Blasen erreicht man Töne oberhalb des Originaltons.

Setzt man die Platte andersrum an, so dass die Zungen zu den Lippen zeigen, erreicht man durch Blasen den Originalton und Töne darunter. Durch Ziehen erreicht man Töne oberhalb des Originaltons. Also alles genau umgekehrt - eigentlich logisch.

Noch eine Beobachtung: Overblows und Overdraws sind, wie vermutet, unabhängig von der gegenüberliegenden Zunge. Der Ton liegt hier eben nicht zwischen den beiden Zungen, sondern außerhalb.
Bendings funktionieren ebenso unabhängig. Ab einer bestimmten Abweichung vom Originalton wird der Ton aber flau, quietscht, stirbt ab. Kommt nun die gegenüberliegende Stimmplatte dazu, geht das Bending auch über den beschriebenen Punkt hinaus wieder sauber. Hier liegt der Ton immer innerhalb der beiden Zungen. In der Praxis sollte sich beobachten lassen, dass erst die eine Zunge alleine, dann beide und später die andere Zunge (nachezu) alleine schwingt. Ich meine mich dunkel zu erinnern, dass diese Beobachtung sogar schon gemacht und im Film festgehalten wurde.

Fazit: Ja, Overblows sollten bei gleicher Tonhöhe der Zungen kein Problem sein. Wer Lust hat, eine Harp entsprechend umzustimmen und das auszuprobieren, ist herzlich eingeladen, das zu bestätigen (oder auch nicht ;)).
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udo
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Beitrag: # 94320Beitrag udo »

Mario hat geschrieben: ... ich hab zu dem Thema gerade mal einen Test gemacht.
Hey Mario, du bist ein Mann der Tat :) Meine Fragen waren ja eher hypothetischer Natur. Vielen Dank für deine Versuchsreihe :-D

Dass sich einzelne isolierte Zungen nach unten biegen lasse kenne ich auch von der ventilierten Chrom. Da gehen Blas- und Ziehbends.

Doch mit der Power der Bluesharp, wo beide Zungen interagieren, kann die Chrom nicht mithalten.

Eigentlich müssten ja auch auf unventilierten Chroms Overbends gehen. Die sind aber einfach nicht dicht genug und spieltechnisch wäre es eh überflüssig ;)

Vielleicht entwickelst du aber die ungewöhnliche und möglicherweise stilprägende Spieltechnik, mit ausgebauten Platten direkt an den Lippen zu spielen, noch weiter... :P
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triona
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Beitrag: # 94955Beitrag triona »

udo hat geschrieben: Vielleicht entwickelst du aber die ungewöhnliche und möglicherweise stilprägende Spieltechnik, mit ausgebauten Platten direkt an den Lippen zu spielen, noch weiter... :P

Das könnte dann am Ende vlt so oder so ähnlich aussehen, wie das was hier einer als Maultrommel versucht hat:

http://www.danmoi.de/mondharp-hoboken-5 ... anden.html

Ein netter Versuch und ein feines Stück Handwerksarbeit. Aber nach meinem Empfinden wird es sich nicht durchsetzen. Ich hab es mal ausprobiert. Da es eine Lippenmaultrommel ist, ist es viel zu leise, und spielphysikalisch ist es schlecht beherrschbar.
Der Erfinder und Hersteller sagt allerdings auch, daß er kein (geübter) Maultrommelspieler ist, sondern ein Mechaniker.


Mit Frankys Fragen hat das allerdings nicht mehr viel zu tun. Wenn Interesse daran besteht, kann es ja vlt wo anders weiter verfolgt werden.


liebe grüße
triona
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