Schade, dass es so schnell vorbei war!
Die drei Tage im Fort Unterer Kuhberg in Ulm gingen wie im Fluge um.
Durch die unterschiedlichen Dozenten war für jeden Mundharmonikaspieler etwas dabei. Dies war sicher auch der Grund, weshalb die Workshops so schnell ausgebucht waren. Zwei der Teilnehmer sind extra aus England angereist.
Neben den Engländern habe ich auch Schweizer und Niederländer getroffen. Obwohl die Mehrzahl der Teilnehmer aus Deutschland (Jever bis München) stammten, muss man hier von einem internationalen Festival sprechen.
Workshops
Selber habe ich die Dozenten Howard Levy und Ralf Fuckard erlebt.
Ein halber Tag Workshop bei Howard Levy hat mich erahnen lassen, dass er alle Tonarten, Skalen virtuos sowohl auf dem Klavier als auch auf der Bluesharp bewusst umsetzen und damit improvisieren kann. An diesem Vormittag hat er die Teilnehmer mit einer kieselsteingroßen Okarina aus Metall sowie einer Maultrommel überrascht und kurz darauf gespielt.
Für den Workshop bei Howard Levi sollte man schon ein solides Wissen an Musiktheorie, möglichst Erfahrung aus dem Bereich Jazz und praktische Erfahrung mit der Mundharmonika mitbringen. Es konnte übrigens nicht geklärt werden, wie hoch die Selbstmordrate unter den ehemaligen Teilnehmern eines Levy-Workshops ist.
Deshalb war ich bei Ralf Fuckardt nicht nur besser sondern genau richtig aufgehoben.
Zuvor habe ich schon an zwei Bluesharp-Kursen mit unterschiedlichen Dozenten teilgenommen. Bei Ralf konnte ich noch viel dazulernen. ( Auch selbst erfahrenen Blusharp-Spielern kann er noch einiges beibringen! )
- - Richtiges Atmen – Mit der richtigen Technik klingt jede Harp richtig voll.
(Egal von welcher Firma, egal welches Modell)
- Wie bende ich einem Ton.
- Welche Positionen spiele ich bei einem Stück in Dur und Moll.
- Welche Skalen spiele ich in den beiden Tonarten.
- Wie spielt man einen Blues gefühlvoll.
- Wie komponiere ich ein Blues-Stück.
Wenn jemand also richtig Blues auf der Harp spielen lernen will, kann ich Ralph sehr empfehlen. Durch seine fröhliche rheinische Art gibt es immer was zu lachen. Man muss ihn erlebt haben. Bei Teilnehmern, die nicht alles gleich auf Anhieb hinkriegen, erklärt er es mit viel Geduld noch mal. Vielen Dank Ralf!
Rahmenbedingungen
Die Rahmenbedingungen zu diesem Festival haben gestimmt. Wegen der ICE-Anbindung konnte man bequem nach Ulm gelangen. Mit öffentlichen Verkehrsmittel war das Festival problemlos zu erreichen. Fünf der Teilnehmer haben in der 15 Fußminuten entfernten Jugendherberge übernachtet.
Im zentralen Treffpunkt, dem Cafe Fortuna auf dem Gelände des Fort Unterer Kuhberg, traf man immer gleichgesinnte. Sei es Mundharmonikaspieler oder Hungrige. Die Gerichte waren lecker und preiswert. Dort gab es eine kleine Bühne, die auch zu spontanen Sessions genutzt wurden. Die Klassenräume der dortigen Schule wurden für die Workshops genutzt. Der Workshop mit Michael Arlt, soweit ich dies mitbekommen habe, wurde in den Keller verbannt. Die haben mit ihrem Amps das Cafe erzittern lassen.
Ein Teilnehmer hatte einen Fuchsschwanz (Säge) aus dem Baumarkt und einen Geigenbogen mitgebracht. Mit dieser singenden Säge wurde das Cafe erneut in Schwingung versetzt. Die Säge erweckte großes Aufsehen bei den Bluesharpern. Dem interessierten Publikum hat der stolze Besitzer verraten: Genau wie bei den Harps gilt auch für Sägen. Nicht jede Säge eignet sich zum Spielen. Es gibt große Qualitätsunterschiede. Anfänger sollten sich gleich eine gescheite Säge kaufen, damit sie nicht in der Schublade verschwindet. Die Säge will geliebt und gepflegt werden. Nur dann will sie richtig singen.
Konzerte
Abends beim Konzert ließen BB & The Blues Shakes (mit Michael Arlt) den Saal erzittern. Mal ganz ganz leise und mal laut bis kurz vorm Ohrenblackout spielten sie ihre mitreißende Musik in einer tollen Show.
Mit ihren etwas leiseren Tönen haben Jens Bunge und Uli Wagner mir persönlich noch besser gefallen. Mit Selbstironie, Witz zeigten sie ihr musikalisches Können. Jens Bunge hat einen Text vorgetragen, in dem jeweils die Silbe „ver„ durch die Silbe „zer“ ersetzt wurde. Den Ausschnitt daraus „zerliebt, zerlobt, zerheiratet“ werde ich wohl nie mehr vergessen. (Leider erinnere ich mich nicht mehr an den Autoren den Jens genannt hat. Google hilft z.Z. hier auch nicht weiter.)
Das dritte Konzert, gespielt von Howard Levy, kann man mit einem Wort zusammenfassen: beeindruckend
Ein großer Teil bestand aus Improvisationen. Sie wurden meist in einem atemberaubenden Tempo gespielt - mal mit der Bluesharp, mal mit Klavier oder auch beides gleichzeitig. Das Zupfen der Klavierseiten wie bei einer Harfe hat seinen Scharm. Das Medley klassischer Melodien auf der Bluesharp empfand ich als den Höhepunkt. Soweit ich es heraushören konnte hat er fünf Löcher mit seinem Mund abgedeckt und mit der Zunge dann die polymorphen Melodien hervorgezaubert.
Wenn ich bedenke, dass einige Bluesharper nicht mal ein Dreiloch-Tongblocking mit Slap spielen. Denen kann ich wärmstens einen Workshop bei Howard Levy empfehlen. Die Teilnehmer seines Workshops haben mir erzählt, dass Howy ihnen diesen Trick verraten hat. Aber selbst diejenigen, die diesen Trick nun kennen, werden noch eine Weile brauchen, bis sie ihn einigermaßen beherrschen. Wie nach jedem guten Workshop gilt auch in diesem Fall: üben, üben. Und wenn dies nicht reicht - noch mal üben.
Abschluss
Nun sollte man meinen, mehr geht ja wohl nicht. Aber Michael und sein Team hatten noch das i-Pünktchen in der Hinterhand. Andreas Geburtstag wurde gefeiert. Alle Harper, die sich trauten, habe ein Muha-Ständchen gespielt (auch Howard Levy). Schräg gegenüber dem tollen Büffet gab es noch einen Leckerbissen. Eine Big-Band mit Swing, Rock’n Roll und ein glücklicher Michael mal mit Gesang oder seinen Bluesharps.
An dieser Stelle noch mal ein herzliches Dankeschön an die ganze Familie Timler, die vielen engagierten Freunde und Helfer, die dieses Festival organisiert und ermöglicht haben. In dem Wort Festival steckt auch das Wort Fest. Und genauso habe ich die drei Tage empfunden – als ein großes tolles Fest.
Grüße von Bert