Markus hatte in diesem Thread darauf hingewiesen, dass bei Hohner die Stimmplatten nicht mit einem Stimmgerät sondern mit Referenztönen nach Gehör gestimmt werden. Er hat daraufhin gefragt, ob man nicht mit dem Computer geeignete Referenztöne erstellen kann um danach eine Stimmplatte zu stimmen. Das Für und Wider dieses Vorgehens diskutieren wir in dem anderen Thread. Ich will hier zeigen, wie man solche Töne im Computer erstellt. Ob man damit wirklich stimmen kann müssten dann aber andere testen.
Ich schlage vor in drei Schritten vor zu gehen.
Schritt 1: Höhe des gewünschten Kammertons aussuchen (z. B. 443 Hz) und sich darüber klar werden, welche Temperatur man wünscht, also wieviele Cent welche Stimmzunge vom equal temperament abweichen soll.
Schritt 2: Die daraus resultierenden Frequenzen für jede Stimmzunge berechnen.
Schritt 3: Soundfiles mit Tönen in den errechneten Frequenzen erstellen.
Ich will nun zu jedem Schritt erläutern.
ad 1) Hierzu findet man im Netz verschiedene Vorschläge. Webseiten die man sich in diesem Zusammenhang anschauen kann und sollte sind z. B.
http://www.patmissin.com/tunings/tunings.html (mehrere Seiten, auch Sonderstimmungen)
http://deltafrost.com/diatonic-harmonic ... 63948.html (Hohner, Seydel, Suzuki,...)
http://www.harplog.com/faq4_tuning.shtml (Hohner-Tunings)
http://www.harmonicatunes.com/justinton ... icas.shtml
http://home.arcor.de/wschmidts/german/start_d.html
...und vieles mehr per Suchmaschine...
ad 2) Hierzu kann ein Excel-Sheet verwendet werden, dass ich unter http://www.box.net/shared/l37c5yf4dx zum Download bereit gestellt habe.
2.1 Zunächst gebt Ihr in Zelle C25 an, für welche Frequenz des Kammertons Ihr Euch entschieden habt (grüne Zahl, voreingestellt: 443).
2.2 Nun könnt Ihr ablesen, welche Frequenz 1-Blasen einer G-, A-, Bb-,...-Harp hat (grüne Zahlen in Zeile 28).
2.3 Diesen Wert müsst ihr nun oben, wo die rote Zahl steht (Zelle D3) eintragen. Sofort berechnet Excel für jede der zwanzig Stimmzungen die benötigte Frequenz.
2.4 Voreingestellt ist eine Temperatur nach Steve Baker. Wer eine andere will ändert einfach die Einträge in Spalte C ("Abw. in Cent").
ad 3) Jetzt habt Ihr die Frequenzen und müsst die nur noch erklingen lassen. Da die meisten hier wohl Audacity haben: Über das Menü "Erzeugen" kann man unter "Tongenerator" Töne erzeugen. Damit kann man dann auch gleich testen, ob der eigene Computer auch tiefe Töne wie einen Sinus bei 97 Hertz überhaupt noch wieder gibt. Da kann man ziemliche Überraschungen erleben!
Ich habe einen anderen Weg gewählt und bediene mich anstelle von Audacity des kostenlosen Programms SoX ( http://sox.sourceforge.net/ - kostenlos? na ja, Donationware!). Sox kann man leicht installieren. Es hat aber keine Benutzeroberfläche auf der man mit der Maus herumklicken könnte. Ich habe mir mit dem Editor eine Datei namens Irgendwas.bat gemacht, die etwa so aussieht:
Code: Alles auswählen
mkdir Stimmtoene
cd Stimmtoene
sox -n ".\+1.wav" synth 3 pluck 110.750
sox -n ".\-1.wav" synth 3 pluck 124.9
sox -n ".\+2.wav" synth 3 pluck 139.2
sox -n ".\-2.wav" synth 3 pluck 166.4
sox -n ".\+3.wav" synth 3 pluck 166.0
sox -n ".\-3.wav" synth 3 pluck 209.1
sox -n ".\+4.wav" synth 3 pluck 221.5
sox -n ".\-4.wav" synth 3 pluck 249.5
sox -n ".\+5.wav" synth 3 pluck 278.3
sox -n ".\-5.wav" synth 3 pluck 296
sox -n ".\+6.wav" synth 3 pluck 332.1
sox -n ".\-6.wav" synth 3 pluck 374.0
sox -n ".\+7.wav" synth 3 pluck 443.0
sox -n ".\-7.wav" synth 3 pluck 418.1
sox -n ".\+8.wav" synth 3 pluck 556.7
sox -n ".\-8.wav" synth 3 pluck 499
sox -n ".\+9.wav" synth 3 pluck 664.1
sox -n ".\-9.wav" synth 3 pluck 592.0
sox -n ".\+X.wav" synth 3 pluck 886.0
sox -n ".\-X.wav" synth 3 pluck 792.5
Das Ergebnis mit Steve-Baker-Temperatur bei 443 Hz für eine A- und eine C-Harp kann man hier als ZIP-File und hier als selbstextrahierendes ZIP (für alle die kein Zip-Programm haben) heruntergeladen werden.
So, nun wünsche ich Euch viel Spaß damit. Natürlich gibt es keine Gewähr dafür dass das alles bei Euch klappt, aber wie schon andernorts gesagt: Versuch macht kluch.
Liebe Grüße,
Euer Bernhard
Für die ganz schlauen noch zwei Nachträge. Eins-Blasen auf der G-Harp liegt 26 Halbtöne unter dem 440Hz-A. Eins-Blasen auf der Bb-Harp liegt 23 Halbtöne unter dem 440Hz-A. In Zeile 29 des Excel-Files findet Ihr diese Zahlen wieder und wenn Ihr die Abändert könnt Ihr es für jeden beliebigen Grundton verwenden.
In Spalte H ist in Halbtönen codiert wie die Abstände zwischen den Tönen einer Richter-Harp verteilt sind. Wenn Ihr Spalte H clever ändert, könnt Ihr das Excel-File auch für andere als die Richter-Stimmung anpassen.