Fender Blues Junior goes harp - I von II - der Röhrentausch

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olibaer
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Fender Blues Junior goes harp - I von II - der Röhrentausch

Beitrag: # 10195Beitrag olibaer »

Fender „Blues Junior“ Goes Harp – Verstärkerumbau „optimiert“ für die Blues-Harp


… zum aufwärmen zunächst ein wenig Prosa:

... wie das so ist mit den Verstärkern - eine Wissenschaft für sich. Kommt zum Thema Verstärker die "Harp" hinzu, wird aus der Wissenschaft und den technischen Gegebenheiten oftmals ein unauflösbarer Mix aus Anforderung und Bedürfnissen gepaart mit philosophischen Ansätzen und emotional motivierter Überzeugungsgewalt.
Bricht man all dies auf ein für sich zugeschnittenes Niveau herunter mit dem dominanten Lösungsansatz aus dem "was ich habe" das "Beste" zu machen und möglichst wenig Geld auszugeben, tut man als Harmonikaspieler, schlussendlich als gewollter Zwangsautodidakt, intuitiv sowieso das Richtige:

...man beschafft sich Informationen, fragt nach, lässt sich erschlagen von Gigabyte an Meinungen und erliegt infolge dessen schnell der Einsicht, dass das was man vor hat "nicht sofort nötig ist" - unwichtig ist. Die Informationsflut hat gesiegt. Das Tagesgeschäft (Alltag) geht vor.

Klar, kurzweiliges Gedankengut welches einen auf Dauer nicht befriedigt. Die Suche nach Informationen geht weiter und
langsam wird es hell am Röhren, Speaker und Effekthorizont. Weitermachen ruft das Harperhirn - immer weiter, nicht nachlassen. Gerne erliegt man auch den in die Hallen gerufenen Worten "A baut Dir den (Verstärker) um",
"B hat gesagt der ist dann gut so", C: gehen einem die Geburtstage aus um all das zu bezahlen.

Lassen wir das. So oder so ähnlich geht es vielen von uns.
Konkret:
Ich für meinen Teil besitze einen "Fender Blues Junior" (0) und Fender macht keinen Hehl daraus, dass es sich
beim "Fender Blues Junior (von nun an FBJ genannt)" um einen Gitarrenverstärker handelt und ich mach keinen Hehl daraus zu verkünden, dass mir Hersteller und Markennamen nichts bedeuten - es ist mir wurscht. Hier gilt "Augen zu, Ohren auf" - natürlich immer entlang der eigenen Interessen.

Zurückbesonnen auf die Aussage aus dem was man hat das Beste zu machen fand ich hier (1) bei einer Diskussion rund um die Marble Amps (2) den Einsteig mich näher mit den Themen "Röhren" und Verstärker zu beschäftigen.

Ausgehend von der Situation, dass ich versuchte ein "Shure Green Bullet (520D)" ohne Lautstärkeregler über den FBJ zu
spielen war schnell klar, dass hier etwas passieren musste. Selbst bei leiser Lautstärke ( Master knapp 2, Volumne max 4 ) war ohne Sicherheitsabstand von min. 3 m aus dem Verstärker kein rückkopplungsfreies Signal zu empfangen - Harpsound anpassen ?
Klare Fehlanzeige - die "Harp" klang schon gut, wenn der FBJ nicht rückkoppelte ( ... Aussage von mir und der Band )

Achja, vor dem FBJ steht ein Shure SM 58 dessen Signal effektfrei an die PA durchgereicht wird - ich brauch ein wenig Monitor wenn Mister G (Gitarrist) mit Mister M (Marshall) in trauter Zweisamkeit ein wüstes Konglomerat an Pedaleffekten eingegangen sind. Nach 24 Takten einsamer Hoffnung, dass künftig Mister M. und Mister G. zwischen den Schaltzyklen
der reihum aufgebauten Effekteinheiten ihren Beitrag zum Harpsolo leisten und ein Einsehen finden werden, bleibt für das Jahr 3075 zu hoffen ;-)
...aber das ist ein anderes Thema.

Dem Feedbackproblem bin ich bisher mit einem "MIC200 Tube Ultragain" (3) entgegengetreten - ein kleiner Tube Preamp mit einer 12AX7 Röhre bestückt mit dem sich das Eingangssignal auf Knopfdruck um 20 dB senken lässt.
Der kleine Bruder "MIC100 Tube Ultragain" tut es genauso - MIC200 hat einen Regler mehr hinter dem sich eine Reihe von Presets verbergen die ich aber bisher nie verwendet hab (angetestet natürlich schon).
Neben dem Eingangssignal lässt sich auch das Ausgangssignal regeln und mit ein wenig rumprobieren bewegt man den FBJ dazu, auch bei leisen Tönen zu "zerren" ( mein noch nicht erklärtes Ziel neben dem Wunsch, keine Rückkopplungen zu erhalten ). Die Lautstärke kann dann über die PA geregelt werden - wenn vorhanden und der Amp abgenommen wird. Trotzdem war ich nur eine zeitlang damit zufrieden. Neben den Einstellmöglichkeiten am FBJ (Master, Preamp Volume, Bass, Middle, Treble, Reverb und FAT-Switch) kamen die am Ultragain hinzu und das was da rauskommt geht noch über die meist hausinterne PA an der unablässig ein völlig verstrahlter 16 jähriger sitzt und den ganzen Abend lang nichts anderes macht, als an irgendwelchen Knöpfen rumzuspielen.

Schlussendlich waren mir das für das kleine Instrument schon viel zu viele Knöpfe - der Lautstärkeregler am Shure 520DX „green bullet“ kam ja auch noch irgendwann hinzu.





Bild 01: Tube Ultragain MIC200
Bild


Wie das so ist als Harper. In einer Rockband spielt man 50 % überhaupt nicht (man darf nicht oder man will nicht - das "will nicht" hat allerdings eine Weile gedauert. Mittlerweile ist auch das akzeptiert), einen weiteren Teil des Sets spielt man nach der 3. Strophe und dem 2. Refrain.... Ein dreimaliges "WheeOOh" auf Kanal 6 ziehen-blasen und wenn man Glück hat, darf man bei ein bis zwei Stücken eine tragende Rolle spielen. Auch wenn ich ein wenig vom Thema abweiche - aber auch das gehört dazu:
Es hat "Jahre" gedauert das Bewusstsein der anderen Musiker hinsichtlich des Harpsounds zu wecken und von dem einfachen "spiel halt irgendwas" zum ernsthaften Proben zu kommen. Aus Motivationsgründen führe ich das noch etwas weiter aus:
Wenn ein Gitarrist 50% der Probendauer "soundrumprobiert" um schlussendlich der Erkenntnis zu erliegt, dass ein 9V Block eines seiner unzähligen Effektgeräte leer ist, ist das "normal" – pfeift allerdings für einen kurzen Augenblick der Amp des Harpers, drehen sich 4 Leute um und man hat das Gefühl, die letzte Stunde hat geschlagen ( es macht trotzdem Spaß ).


Mit dem Gewinn an Verständnis wachsen auch die Anforderungen:
"hier natürlich, da schroff, da laut, hier leise, da rotzen, da wie im Original etc." hieß es da.
Jetzt war ich selbst überfordert. Zum einen mein Harpspiel, zum anderen der Sound. Das eine versucht man durch üben zu erschlagen, das andere durch probieren. Gesagt getan. Das eine Mikrophon wird akustisch bedient und steckt in der PA, das andere, mittlerweile ein Shure "green bullet" 520 DX mit Lautstärkeregler welcher sich ständig selbständig macht, steckt im FBJ. Das Lautstärkereglerproblem am 520DX wird gerade gefixt (4).


Natürlich ist man nie zufrieden und sucht nach neuen Lösungen. Für mich war klar dass der FBJ „beherrschbarer“ werden musste und der Sound irgendwie „rotziger“. Kurz zusammengefasst wollte ich durch einen Umbau folgendes erreichen:

- weniger Feedback
- anderer Sound (Stichwort „Vintage“ )mit mehr Flexibilität hinsichtlich der Höhen, der Lautstärke und des Verzerrens
- möglichst günstig, gut und ohne viel Bastelkram


Nach vielen eigenen Recherchen und Dank der Finalen Tips von „blues62“ aus dem „jack-black“ Blues-Harp Forum (5) habe ich mich zu folgenden Umbauten entschlossen:

I. Röhrentausch der Vorstufe
II. Einbau eines Jensenspeakers P12R an 8 Ohm, 25 W

Die Materialliste & Kosten
1 X 12AT7/ECC81 TAD-Tubes Premium Selected 13,30 €
1 X 12AY7/6072A TAD-Tubes Premium Selected 20,20 €
1 x 12AU7A / ECC82 TESLA/ JJ 12,50 €
1 x Jensen P12R “ Vintage, Alnico Magnet, 1“ Schwingspule, 8 Ohm, 25 W 89,00 €

Kosten tut der Spaß rund 140 Euro inkl. MwSt. und Fracht

Bestellt habe ich alles bei (6). Die Röhren sind teilweise in ähnlichen Bauformen und zu ganz unterschiedlichen Preisen von unterschiedlichen Herstellern zu bekommen. Die Varianten „Premium Selected“ sind meist etwas teurer. Was TubeAmpDoktor unter „Premium Selected“ versteht, kann hier nachgelesen werden (7). Wenn ich es noch richtig weis hätte ich die drei neuen Röhren auch zusammen für ca. 35 Euro haben können – also ungefähr für ne Marine Band De Luxe ;-)


Zu I.
Vom Ablauf her erfolgt zunächst der Röhrentausch und nach ein zwei Gigs soll der Austausch des Lautsprechers erfolgen um feststellen zu können, dass sich durch den Einbau eines Jensen-Lautsprechers tatsächlich eine „Verbesserung“ und/oder Veränderung des Klanges ergibt.

Im FBJ ist in den drei Röhrenhaltern für die Vorstufe (V1 bis V3) werkseitig je eine 12AX7 verbaut. In der Endstufe stecken 2 Röhren vom Typ EL84(=6BQ5)

Bild 02: Original Fender Blues Junior Vorstufenröhre 12AX7 hergestellt in Russland
Bild


Die 3 x 12AX7 (V1 bis V3) werden jetzt ausgetauscht durch je eine 12AT7, 12AY7 und 12AU7.

An dieser Stelle der Hinweis, dass innerhalb des Verstärkers große Spannungen herrschen. Den Verstärker vor dem Umbau unbedingt von der Spannungsquelle trennen und vollständig abkühlen lassen !!!


Bild 03: Muster des Röhrentauschs (IST=werkseitig / SOLL=geändert von mir) von 3 x 12AX7 nach 12AU7, 12AY7 und 12AT7
Bild



Nochmals der Blick auf den Tauschvorgang:
Aus (V1) 12AX7 wird 12AT7
Aus (V2) 12AX7 wird 12AY7
Aus (V3) 12AX7 wird 12AU7
Die Endstufenröhren EL84(=6BQ5) habe ich nicht verändert.

Der praktische Teil des Röhrentausches ist schnell beschrieben – man benötigt keinerlei Werkzeug. Im Besten Fall ein wenig „Feingefühl“. Die Röhren sind leicht abzuziehen und leicht einzustecken und das geht ohne etwas am Verstärker abzuschrauben, aufzuklappen oder sonstige Veränderungen vorzunehmen. Man kann um die Schutzblende herumlangen und so den Austausch vornehmen. Ein Stofftaschentuch in der Hand schützt hierbei die Röhren.

Bild 04: Austausch der Vorstufenröhren ohne Werkzeug – beim eigentlichen Umbau habe ich ein Stofftaschentuch benutzt um die Röhren zu schützen ( keine Ahnung ob das nötig ist – war so ein Gedanke )
Bild


Die einfache Machbarkeit fördert ungeahnte Möglichkeiten zu Tage – dem Spieltrieb sind eigentlich im Bereich der Vorstufe keine Grenzen gesetzt und die Angst den Verstärker wegen eines Umbaus nicht mehr verkaufen zu können (habe ich auch schon gehört) ist völlig unangebracht – der Rückbau ist in 5 Minuten erledig.


Nach dem Umbau folgte der Test. Wir hatten vor einem Gig etwas mehr Zeit als gewöhnlich und ich ergriff die Chance nach dem Soundcheck die Röhren zu tauschen. Natürlich änderte ich nichts weiter an den Einstellungen – die ganze Band war gespannt was jetzt wohl passieren würde. Dann die ersten paar Töne und da war er – der rotzfreche Röhrensound mit einer unglaublichen Präsens. Ich nahm mehr Höhen rein, Volumenregler an den Anschlag, Master auf 6, FAT-Switch gedrückt – kein Feedback und einen Sound den ich mir schon immer gewünscht hatte. Ich stellte alles wieder auf Bandniveau und wir spielten ein Stück: Die Präsens des Verstärkers war unglaublich und er machte sich sehr gut zwischen Gitarre und Schießbude. Mittlerweile sind zwei Gigs ins Land gegangen und ich kann mit 4 Knöpfen am Verstärker den Klang und die Lautstärke so einstellen, wie es das jeweilige Stück erfordert – um Feedback muss ich mich überhaupt nicht mehr kümmern - ein Gespenst aus der Vergangenheit.


Im nächsten Posting wird der Jensenlautsprecher abgehandelt und dann gibt es auch ein paar Soundbeispiele.

…see you soon. Oli Weiss

Hinweis: Ich übernehme keinerlei Haftung für Schäden an Mensch oder Material die ausgelöst durch oben beschriebene Arbeiten auftreten können.


Quellen:
(0) http://www.fender.com/products/search.p ... 0213205000
(1) http://www.harpforum.de/phpbb/viewtopic ... postdays=0&
postorder=asc&start=30&sid=5f7ff081a1a9f8f04058d06542d1173a
(2) http://www.marble-amps.com/
(3) http://www.thomann.de/behringer_mic200_ ... dinfo.html
(4) http://www.harp-online.com/shop/infos/mics_ger.html
(5) http://www.jack-black.de
(6) http://www.tubeampdoctor.com
(7) http://www.tubeampdoctor.com/newsdesk_i ... desk_id=36
admin
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Beitrag: # 10200Beitrag admin »

:h

Danke :!:
Harp on

axel
Midnight
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Beitrag: # 10204Beitrag Midnight »

Hi Oli,

danke für deinen tollen Beitrag :h

Gruß und Blues
Max
harping can be like kissing
Gast

ebenfalls Danke!

Beitrag: # 10221Beitrag Gast »

Hallo Oli,

vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag.
Nicht nur ich liebäugele mit dem FBJ und finde deine technischen Hinweise daher sehr gut und sehr hilfreich.

Hat jemand anders vielleicht auch sachn Erfahrungen mit anderen Röhren gemacht?
TeeJay
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Beitrag: # 10223Beitrag TeeJay »

Hi Oli,
danke. auch für den "Schreib-/ Erzähl-Stil". Freue mich schon auf die Fortsetzung.
Gruß
TeeJay
bluesmaker66
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Beitrag: # 10224Beitrag bluesmaker66 »

Hallo Oli,

danke für deinen sehr guten und ausführlichen Bericht. Dieser hat mich dazu animiert auch bei meinem Amp, soweit der es bautechnisch zuläßt mal die Röhren zu tauschen. Die 12 AX 7 rausschmeißen und gegen AJ tauschen soll ja doch einiges bringen, wie du es auch hier bestätigst.


Gruß
Christian
DieterM
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Registriert: 17.04.2005, 15:25
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Beitrag: # 10233Beitrag DieterM »

Hi Oli,

habe zwar als Wohnzimmersolist nix verstanden, liest sich aber sehr fachmännisch, was die Kommentare der Anderen ja bestätigen.

Der Beitrag wird vielen hier hilfreich sein, DANKE!
beste Grüsse vonDieter
bluesmaker66
Beiträge: 401
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Wohnort: 47506 Neukirchen-Vluyn

Beitrag: # 10234Beitrag bluesmaker66 »

PS: Bevor jemand die Röhren seines Amp tauschen möchte sollte er selbstverständlich vorher Informationen einholen ob es auf grund der Schaltung des jeweiligen Amp möglich ist.

Sonst ist schnell Schluß mit E-Harp! :cry:
olibaer
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sound ohne fender

Beitrag: # 10882Beitrag olibaer »

Nach dem ich die Soundfiles immer noch schuldig geblieben bin, hier drei Gründe warum.
Die Aufnahmetechnik ist einfach Mist und ich hab einfach mal drauflos gespielt - ohne Fender.

Das hört sich so schon an als hätte ich einen Eimer auf dem Kopf - also wart ich lieber
damit, bis meine RecordingTechnik besser wird.

Grund 1:
http://www.cnix.de/fender/ohnefendermp3 ... corner.mp3

Grund 2:
http://www.cnix.de/fender/ohnefendermp3/ow_ending.mp3

Grund 3:
http://www.cnix.de/fender/ohnefendermp3/staircase.mp3

C-harp, MBDL, Audacity, keine Effekte, ShureGreenBullet

Gruss

Oli
TeeJay
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Beitrag: # 10885Beitrag TeeJay »

Hi Oli,
danke fürs reinstellen. Gefällt gut; n schönes Vibrato haste.
Gruß
Thomas
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