Aha, da habe ich mich also doch nicht immer nur verhört.
Und anscheinend gibt es nicht nur Mischungen mit unterschiedlichen möglichen Anteilen in der Wirkung - wie Änderungen und Schwankungen von Tonhöhe, Lautstärke, Geschwindigkeit, sondern es gibt auch Mischungen der diesen zugrunde liegenden Spieltechniken bzw der diese erzeugenden Körperteile - wie Zwerchfell, Kehlkopf, Rachen, Mund, Zunge, Lippen, Kiefer, Hände, sowie Atemdruck und Tempo der Atmung.
Das Benden kann dabei mehr oder weniger beteiligt sein oder auch nicht - sei dies absichtlich und gezielt, oder auch als automatische und unbewußte Folgeerscheinung von Schwankungen des Luftdrucks.
Wenn dies dann noch kombiniert wird mit Änderung der Richtung des Atemstroms (aus- und einatmen im Wechsel), dann ergeben sich auch noch Übergänge zu Trillern und Glissandi. Hier kommt dann ggf auch noch der Schieber ins Spiel. Zwar ergibt die regelrechte Nutzung des Schiebers - d.h. schnelles und vollständiges Drücken und Loslassen jeweils bis Anschlag -stets einen Triller - d.h. einen volständigen Wechsel zu einem anderen Ton. Dies geschieht für gewöhnlich im Idealfall reintönig.
Alternativ zu dieser schulmäßigen Nutzung des Schiebers kann dieser dabei allerdings aber auch nur teilweise bewegt werden - d.h. nur ein ganz kleines Stück - und dann sofort wieder in sene Ausgangsstellung bewegt werden - noch bevor der nächste Ton alleine erklingt - und damit einen Triller ergeben würde. Dadurch entsteht dann nur eine leichte Schwankung der Tonhöhe, insbesondere, wenn dies periodisch wiederholt wird. Nach der genannten Definition ist das ein Vibrato. Da bei diesem Vorgang aber auch zwei unterschiedliche Töne gleichzeitig erklingen, die sich ggf nur minimal unterscheiden, kann gleichzeitig auch ein Tremoloeffekt entstehen, muß aber nicht.
Somit gibt es also m.E. auch ein "Schiebervibrato", auch wenn dies nicht die hauptsächliche und schulmäßige Nutzung des Schiebers darstellt. Vom Höreindruck ist das vergleichbar mit sogenannten "Cuts" bei Flöte, Whistle und Dudelsack. Der benachbarte Ton wird bei dieser Spieltechnik nur angeschnitten. Das kann fließend gestaltet werden, und somit wiederum ein Vibtato erzeugen. Oder es kann schlagartig beendet oder rhythmisch - auch stakkatoartig - wiederholt werden.
Darüber hinaus kann letzteres auch auf einer MuHa ohne Schieber sehr gut mit der Zunge erzeugt werden im mittleren Register der MuHa. Der Zungenblock erzeugt dabei die rhythmischen Cuts, während gleichzeitig links vom Zungenblock Baß oder ggf Bordun, und rechts die Melodie gespielt werden kann. Die Cuts in der Mitte können dabei wechseltönig sein (Triller) oder auch gleichtönig im Stakkato. Auf diese Weise läßt sich der Klang von Uillean Pipes (= Ellenbogenpfeifen = irischer Dudelsack) sehr schön simulieren.
Damit kann sowohl die Stimme der Regulatoren gespielt werden, als auch die Cuts der Endlochabdeckung des Chanters. (*)
Falls sich wer wundert, warum mich das so stark interessiert und warum ich dazu schon länger so ausgiebige Forschungen und praktische Versuche betreibe: Ich spiele sehr viel irische, schottische u.a. keltische sowie auch skandinavische Volksmusik, und außerdem seit neuestem auch häufig Barockmusik. Da gehört das einfach dazu.
Eigentlich sollte das nur der kurze erste Abschnitt werden, zur zusammenfassung des bisher gelernten. Jetzt ist es doch wieder ein Riesenaufsatz geworden.
Ich hofffe, ich habe niemand damit überanstrrengt.
liebe grüße
triona
+) Die Erläuterung der Fachbegriffe des Sackpfeifenspiels und der Flöten würde hier wohl zu weit führen. Bei Interesse kann ich gerne Quellen angeben, wo man sowas nachlesen kann, oder Tonbeispiele, wo es vorkommt. Wer diese Instrumente spielt oder zumindest oft solche Musik hört, weiß eh Bescheid.