Bendings auf unterschiedlichen Harps

Fragen zu speziellen Riffs oder Techniken bestimmter Stücke, alles über Bending, Overblow und andere Techniken.

Moderatoren: madhans, Juke, Adam_Lark

ferd07
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Bendings auf unterschiedlichen Harps

Beitrag: # 104870Beitrag ferd07 »

Hallo zusammen,

wie schon in meiner Vorstellung erwähnt bin ich zur Zeit recht fleißig beim Harp üben. Dabei ist mir aufgefallen dass die unterschiedlichen Harps sowie auch die unterschiedlichen Tonarten sich beim Bending alle anders verhalten. Dabei finde ich dass eine Harp irgendwie aus der Reihe schlägt:

Ich besitze eine Hohner Bluesharp MS in C (mit der habe ich angefangen) da klappen die Draw- Bendings 1-6 eigentlich alle, auch die mehrstufigen auf 2 und 3. Weiters besitze ich seit kurzem eine Lee Oscar Major C, mit der habe ich dabei allerdings ein bisschen Probleme: vor allem das Bending auf 3: der Halbtonbend klappt einigermaßen (manchmal auch wiederwillig, aber ok) der Ganztonbend ist fast nicht zu spielen, die Harp „springt“ dann irgendwann auf den 1 1/2- Tonbend auf das G# und dieses ist dann auch schon von diesem metallischen „Fiepen“ begleitet. Kann das sein dass diese Harp so anders ist als die Hohner?

Was mich zusätzlich noch verwirrt: ich finde der Unterschied zwischen Hohner Bluesharp in C und der Proharp bzw. Seydel in G ist bei weitem nicht so groß wie zwischen Bluesharp und der Lee Oscar… bei den beiden G- Harps hat‘s ein bisschen Übung gebraucht (bei Kanzelle 2 tue ich mich mit dem Ganztonbend noch immer etwas schwer) aber das hat sich relativ bald gelegt, und vor allem finde ich es nun doch recht ähnlich wie bei der C- Harp (abgesehen, dass man bei den G- Harps halt mehr Resonanzraum im Mund braucht….

Zur Klarstellung: es ist nicht so, dass mit der LeeOscar das Benden nicht funktioniert, ich muss mich da aber recht stark umgewöhnen. Ich stell mir das halt dann schwierig vor wenn bei einem Auftritt die Stücke bunt gemischt kommen, und ich dann Harps habe die so unterschiedlich sind… Gewöhnt man sich da mit der Zeit dran, oder wie übt man das am besten? Benutzt man alle Harps von einer gleichen Baureihe (in diesem Fall wäre die Seydel Session mein Favorit  ). Habt ihr irgendwelche Tipps für mich?

LG

Ferd
Es grüsst

Ferd
BBHarpy
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Beitrag: # 104871Beitrag BBHarpy »

Hi Fred,
nimm einfach die Harp ( Marke , die Dir am besten liegt..
Lee O. hatte ich früher auch und ohne Hand anlegen sind die einfach schlechter zu spielen. Ich spiele ausschließlich Crossover und immer wenn ich andere Harps anrühre, komme ich auf Crossover zurück....
Der Aufbau der LO ist anders und man mag es oder nicht. Das es Unterschiede gibt ist völlig normal.... in meinem Koffer gibt es keine zweite Marke... warum auch, wenn man sein Instrument gefunden hat ist es ja gut....
LG Ralf
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Juke
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Beitrag: # 104873Beitrag Juke »

Von mir erstmal ein herzliches Willkommen im Forum!

Die meisten Spieler probieren eine Reihe verschiedener Harps aus, bis sie ihr Instrument gefunden haben. Bei Ralf ist es die Crossover, bei mir ist es die Session Steel - ich mag halt lieber Kanzellenkörper aus Kunststoff als aus Holz. Allerdings sind meine Session Steels X-Tra-Harps von Ben Bouman. Die sind dann für mich perfekt gestimmt und eingestellt, was mir die rund 10€ Mehrpreis wert ist.

Es hängt auch von der Tonart der Harp ab, wie gut die Töne zu benden sind. Genauer gesagt von ihrer Tonhöhe. Bei einer Low-G wird der Ganzton-Bend auf der 2 recht schwer, insbesondere wenn sie nicht optimal eingestellt ist. Je besser die Harp für dich eingestellt ist - hier spielt Erfahrung eine große Rolle - desto besser triffst du die Bendings direkt beim Anspiel. Das wiederum ist Übungssache. Eine gute Übung ist z.B., den gebendeten Ton im Wechsel mit einem ungebendeten Ton der Nachbar-Kanzelle zu spielen: 3 - 2' - 3 - 2' - 3 - 2' - ..., 3 - 2'' - 3 - 2'' - 3 - 2'' - ... oder 2 - 3 - 2 - 3' - 2 - 3'' - 2 - 3''' - 2 - 3'' - 2 - ... Das hilft ungemein, die Töne sauber zu treffen. Es kann auch hilfreich sein, die Bendings mit einen Stimmgerät zu üben, damit sie sauber klingen.

Die Bluesharp MS gilt übrigens als im Vergleich eher schlecht spielbares Instrument.

Schöne Grüße
Dirk
Ich spiele beide Sorten Musik: Chicago- und West Coast Blues! 8)

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Pool&Blues
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Beitrag: # 104874Beitrag Pool&Blues »

Hola Juke,
Klugscheissermodus an:
Die Crossover hat keine Holzkanzellen - sondern Bambuskanzellen !
Klugscheissermodus aus.

Ich spiele auch nur Crossover - aber zum üben nehme ich schon gerne mal eine Suzuki Harpmaster oder eine Fender Blues DeVille...(weil die beiden für mich eine schlechtere Ansprache haben und mMn mehr Luft zum spielen brauchen)
Ich habe für mich festgestellt,dass wenn ich auf der Suzuki/Fender übe,das
mir danach auf der Crossover das Benden/Spielen viel leichter fällt..(denke auch das die crossover dann länger hält)
Just my 2 cents
zahme vögel singen von freiheit,wilde vögel fliegen!
ferd07
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Beitrag: # 104876Beitrag ferd07 »

Danke euch dreien schon mal für die hilfreichen Antworten. Was ich vielleicht auch noch dazu sagen sollte, ist, dass ich eigentlich alles (auch die Bendings ausser Kanzelle 1) mit Tounge Block spiele.

@juke: danke für die Übungen, die werde ich heute Abend gleich mal ausprobieren!

Was ich noch bemerkt habe ist, dass es sehr wichtig ist damit die Bendings richtig funktionieren, dass man die Position der Kanzelle genau trifft. D.H. nicht nur dass ein präziser Einzelton kommt sondern dass man auch darauf achtet, dass die entsprechende Kanzelle nicht „teilabgedeckt“ ist. Diese Position(sei es von links oder von rechts kommend) immer genau zu treffen bereitet mir zuweilen noch Probleme. Das muss ich noch kräftig übern. Habt ihr diesbezüglich vielleicht Tipps? Oder bilde ich mir das nur ein und verrenne mich da in etwas?
Es grüsst

Ferd
Pool&Blues
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Beitrag: # 104877Beitrag Pool&Blues »

MMn has Du dir die Frage selbst beantwortet - üben,üben und nochmals üben !
Ich spiele auch nur TB und übe/spiele ca. 3-5 Std. täglich.
Bei der Kanzelle 1 hat mir dieses Video mit dem Tounge - Switch sehr geholfen:
https://www.youtube.com/watch?v=UZD4lsE4td4

Vielleicht hast Du ja auch einen Lehrer in der Nähe ? Ich gehe 1x die Woche zum Unterricht und das hat mir doch sehr geholfen..
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Juke
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Beitrag: # 104879Beitrag Juke »

Pool&Blues hat geschrieben:Hola Juke,
Klugscheissermodus an:
Die Crossover hat keine Holzkanzellen - sondern Bambuskanzellen !
Klugscheissermodus aus.
Kann ich auch ... ;)
Klugscheißermodus an:
Bambus sind überwiegend verholzende Gräser. Wie bei allen hochwachsenden Pflanzen, die außerhalb des Wassers leben, sorgt das in den Zellen der Pflanze eingelagerte Lignin (von Lat. lignum: Holz) für die Stabilität. Rein chemisch betrachtet, unterschiedet sich das für die Kanzellenkörper der Crossover verwendete Bambusmaterial also nicht grundsätzlich von Holz anderer Pflanzen.
Klugscheißermodus aus. ;) :P :-D

Schöne Grüße
Dirk
Ich spiele beide Sorten Musik: Chicago- und West Coast Blues! 8)

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Pool&Blues
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Beitrag: # 104880Beitrag Pool&Blues »

Für mich ist halt Bambus für die Kanzellen besser geeignet als Holz..
Ich habe auch eine Marine Band Deluxe und da ist das Holz ziemlich aufgequollen - das passiert mir bei dem Bambus nicht..

@ferd07
Ich weiss nicht ob Du die Video´s von Lee Sankey kennst ? Der hat ne Menge
zum TB Spiel zu sagen :)
https://www.youtube.com/watch?v=oquWOi0F21c
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ferd07
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Beitrag: # 104882Beitrag ferd07 »

Vielen Dank für die guten Tipps (auch die botanischen Zusatzinfos :-D das hätt ich nicht gewusst).

Den Herrn Sankey kenne ich, mit meinen begrenzten englisch Kentnissen tue ich mich bei seinen Erklärungen zwar manchmal schwer, aber ich habe von ihm schon einiges gelernt. Auch den Herrn Tomlin Leckie der mir im Vorstellungsthread empfohlen wurde kenne ich, mit ihm tue ich mich eigenartigerweise etwas leichter.

Generell muss ich in den nächsten Wochen noch lernen zielgerichteter zu üben, das Buch von Mario ist zwar mein Hauptlehrbuch, aber ich ertappe mich immer mal wieder dass ich mich ob der Fülle von Internet- Angeboten (hauptsächlich Youtube) zuweilen verrenne....
Es grüsst

Ferd
ferd07
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Beitrag: # 104884Beitrag ferd07 »

@BBHarpy: interessant, dass du nur eine Marke (auch nur ein Modell?) spielst.
Ist das deiner Erfahrung nach eher ein Markenzeichen von dir, oder sind die meisten Harper in dieser Weise "monogam" sobald sie "ihre" Harp einmal gefunden haben?
Es grüsst

Ferd
triona
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Beitrag: # 104887Beitrag triona »

Viele wohl schon.
Viele andere allerdings nicht.
Ich auch nicht. :-D

Aber ich habe einige Lieblingsinstrumente - durchaus von verschiedenen Herstellern. Und diese werden immer mal wieder durch neu erworbene ergänzt. Ich hab da für jeden von mir gespielten Stil und bisweilen für jede Tonart andere Favoriten. Allerdings spiele ich auch zahlreiche MuHas in anderer Bauart als Bluesharfen. Und da haben alle Hersteller und vor allem alle unterschiedlichen Bauarten und Stimmungen so ihre besonderen Stärken und Schwächen. Und ich probiere gerne Neues und bisher Unbekanntes aus.


liebe grüße
triona
Dess daacht doch alles nischt, dess naimodisch Zaich.
frei nach Anton Günther

Meine Nachbarn hören Mundharmonika, ob sie wollen oder nicht.


https://www.youtube.com/channel/UC1yI3H ... 9ktgzTR2qg
auf Playlist auch Videos mit mir auf anderen Kanälen
BBHarpy
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Beitrag: # 104892Beitrag BBHarpy »

Hi Ferd,
ich hab damals mit einer Lee Oscar angefangen. Da es noch kein Internet und Erfahrungsaustausch gab, probierte ich dann andere Harps und stieß auf die Special 20 und dann Marine Band. Form und Klang waren für mich dann der Grund dabei zu bleiben. Über die Jahre kamen dann schon mal andere Harps hinzu welche bestimmt nicht schlechter sind, aber ich habe mich eben an die Form der Deckel usw gewöhnt. Als dann die Crossover rauskam gefiel mir der Ansatz mit dem Bambus und die etwas andere Stimmung. Out of the Box war die Crossover für mich persönlich die beste Harp, bis Hohner anfing die Lösabstände zu verändern, was ja für reichlich
Diskussionen gesorgt hat. Hohner versprach dies wieder zu ändern und somit bleibt sie meine Nr. 1 ... Hab dann auch mal die Rocket probiert, aber ich bleibe bei CO ... never changing a running System.... Es wird sehr viel Tamtam um Harps gemacht und dahinter steckt nun mal Geld verdienen... Man muss selber seine Harp finden und ohne Beeinflussung seinen Vorlieben folgen.
LG Ralf
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Blues‘ter
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Re: Bendings auf unterschiedlichen Harps

Beitrag: # 123588Beitrag Blues‘ter »

Moin🤠
Ich habe seit ein paar Tagen auch die Session Steel (Seydel) C dur u andere. Nun fällt mir auf, dass diese nicht so steif, hart o wie ich es nennen soll, ist, wie meine 1847 Classic. Die Deckel, der Kanzellenkörper...vibrieren etwas. Insgesamt fühlt es sich „weicher oder schwammiger“ an. Dies erst einmal ohne Wertung. Die Bendings auf der Drei kommen jedoch deutlich besser. Nun meine Frage dazu: Kann es sein, dass die Vibrationen die Bendings etwas vereinfachen, weil die Stimmzunge „angeschoben „ wird?

Bislang las ich immer davon, dass eine sehr dichte Harp die Sache vereinfacht... diesen Eindruck kann ich so nicht teilen?
Blues‘ter
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Re: Bendings auf unterschiedlichen Harps

Beitrag: # 123596Beitrag Blues‘ter »

Ich denke des Rätsels Lösung ist die Eigenresonanz der Harp. Eine gewisse Dichtheit muss natürlich gegeben sein.

Wenn ich genau hinhöre klingt die Session Steel etwas nach. Jedenfalls deutlicher als die Classic. Und es fühlt sich auch so an... egal, Hauptsache sie spielt sich gut.
Adam_Lark
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Re: Bendings auf unterschiedlichen Harps

Beitrag: # 123599Beitrag Adam_Lark »

Bending ist generell ein Resonanzphänomen zw. den Stimmzungen und der Luftsäule in den Atemwegen. Ich gehe aber davon aus, dass das Resonanzverhalten von Deckel oder Kamm darauf keinen Einfluss nehmen. Denn die würden sich in einer Verstärkung bestimmter Frequenzbereiche auswirken, und nicht speziell auf Bendingtöne. Die Spaltmaße und die Dichtheit sind da schon die richtigen Faktoren.

Gruß

Adam
Jedem seins...
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