Deutschsprachiger Blues

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daniel
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Deutschsprachiger Blues

Beitrag: # 120739Beitrag daniel »

Da aktuell mal wieder ne bluesnews mit CD kam ist mir der fast unerträglich hohe anteil an deutschsprachigem blues aufgefallen. Ich tu mich damit schwer, besonders weil man wohl meint, dass es dann irgendwie immer besonders witzig, geistreich und oder sozialkritisch sein muss. Warum kann man nicht wenigstens einfach übers saufen, vögeln oder autos singen? Wärs dann besser? Keine Ahnung...

Derdaniel
Adam_Lark
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Re: Deutschsprachiger Blues

Beitrag: # 120740Beitrag Adam_Lark »

So lange es authentisch ist, passt das. Ist aber leichter gesagt als gemacht. Ich tue mir da auch schwer auf Deutsch, gibt aber auch gute Beispiele...

Gruß

Adam
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UNI
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Re: Deutschsprachiger Blues

Beitrag: # 120741Beitrag UNI »

Mir als Thüringer fallen bei deutschsprachigen Bluessachen natürlich sofort einige Bands aus der ehemaligen DDR ein, die zum Teil auch heute noch unterwegs sind, zum Beispiel Engerling. Vom "Dritten Ohr" aus Hildesheim (BRD) wurde vor vielen Jahren in der Sendung "Bluesclub" von HR 3 auch 'mal eine Platte mit Bluesstandards mit deutsche Texten vorgestellt. Alles wo es hinpasst und nicht mit aller Gewalt, sonst geht's nach hinten los.
Gruß & Blues aus Thüringen
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UNI
Juke
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Re: Deutschsprachiger Blues

Beitrag: # 120742Beitrag Juke »

"Das Dritte Ohr" mit Udo Wolff bekamen für ihre deutschen Texte immer viel positive Kritik. Wie ich bereits andernorts schrieb, habe ich die Vier in den 80ern oft gesehen und gehört und habe auch ihre ersten drei LPs plus eine Live-CD. Da war tatsächlich einiges an richtig guten Texten dabei, z.B. Wach gelegen, Mordweststadt oder Schwarzer Wurm. Das kam authentisch rüber.
In Dortmund gab's anfangs der 80er eine Combo namens "Blues am Sonntag", die versucht hatten, den Stil zu kopieren. Hat aber nicht so geklappt.

In eine gänzlich andere Richtung unterwegs ist Dieter Kropp, der seit seiner CD "Herzensbrecher" auf deutsch singt. Dabei erzählt er meist mit viel Humor unterhaltsame Alltagsgeschichten. Am besten kommt das live in seiner Heimatstadt Detmold, wenn der Lipper im Publikum ganz genau weiß, wovon Dieter spricht, wenn er von seinen Erfahrungen als Jugendlicher bei der sonntagnachmittäglichen Dorfdisco im Pfarrhaus erzählt. Heimspiel halt. Seine neue Platte "Bis auf ... aber sonst ..." ist dabei übrigens auch wieder mit allerfeinstem Harpspiel garniert.

Angesichts der Umstände darf man von der Bluesnews-CD nicht allzu viel erwarten. Sie stellt nur bedingt einen Querschnitt durch Deutschlands Bluesszene dar. Die etablierten Bands findet man da nur selten. Und wenn, stehen sie meist am Beginn ihrer Karriere und sorgen mit ihren Beiträgen für die positiven Überraschungen auf der CD.

Schöne Grüße
Dirk
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G_Jennert
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Re: Deutschsprachiger Blues

Beitrag: # 120761Beitrag G_Jennert »

Ist wirklich schwer mit dem deutschen Blues. Bei mir hakt es oft an den Sängern, glaube ich, leider auch bei Dieter Kropp. Aber wirklich grandios finde ich die CD "Mit offene Knia" von Schorsch & de Bagasch. Nicht jeder Song gleich gut, aber eine meiner Lieblingsplatten.
triona
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Re: Deutschsprachiger Blues

Beitrag: # 120763Beitrag triona »

Joy Fleming hat einige sehr schöne Sachen gemacht. Und auch Schwoißfuaß mit Riedel Diegel an der MuHa. Oder die Krippelkiefern aus dem Erzgebirge. Ist allerdings auch alles in breitestem Dialekt. Vielleicht macht das den Unterschied aus. Original amerikanscher Blues wird ja auch eher selten in schriftsprachlichem (Oberklassen-)Englisch gesungen. Da gibt es auch noch ein paar andere. Weitere Namen fallen mir da gerade nicht ein. Bis auf einige Ausnahmen sind die ja meistens auch eher nur regional bekannt - eben da, wo ihr Dialekt verstanden wird. Auch einige Volksmusiker bringen da zwischendurch hin und wieder mal eine gute Bluesnummer, z.B. Hubert von Goisern u.ä.


liebe grüße
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harp-addicted
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Re: Deutschsprachiger Blues

Beitrag: # 120782Beitrag harp-addicted »

daniel hat geschrieben: 09.12.2020, 19:48 Da aktuell mal wieder ne bluesnews mit CD kam ...
Kurz noch angemerkt, dass auf der CD Songs von "Blue Jagow" mit Carsten (kreuzharp) und der "Hanno Bruhn Gang" mit Markus(?) an der Harp sind.

Es sind schon einige Schoten auf der CD, einschließlich einer schlimmen Harp. Auf früheren CDs war's aber auch schon mal schlimmer :-D
Grüße, Wolfgang
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triona
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Re: Deutschsprachiger Blues

Beitrag: # 120784Beitrag triona »

Da fällt mir noch eine Ergänzung ein:
triona hat geschrieben: 11.12.2020, 10:32 Auch einige Volksmusiker bringen da zwischendurch hin und wieder mal eine gute Bluesnummer, z.B. Hubert von Goisern u.ä.
Für Hiss (aus Stuttgart) trifft das auch in gewissem Maß zu. Die haben auch einen guten MuHa-Spieler. Der junge Mann hat sich in den letzten Jahren von einem unauffälligen Mitspieler zu einer tragenden Figur in der Kapelle entwickelt. Wenn er Soli spielt, wird es auch immer bluesig. Da wird dann allerdings auch weniger gesungen. Ansonsten ist das ja auch eher eine Volksmusik-Pop-Rock-Schaukapelle ("Hochgeschwindigkeitspolka" u.ä.), die vorwiegend deutsch singt, und auch nicht unbedingt Dialekt.


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Re: Deutschsprachiger Blues

Beitrag: # 120785Beitrag munkamonka »

harp-addicted hat geschrieben: 12.12.2020, 20:02
daniel hat geschrieben: 09.12.2020, 19:48 Da aktuell mal wieder ne bluesnews mit CD kam ...
Kurz noch angemerkt, dass auf der CD Songs von "Blue Jagow" mit Carsten (kreuzharp) und der "Hanno Bruhn Gang" mit Markus(?) an der Harp sind.
...
oha, ja, wird wohl meine harp sein, was fürn stück isses denn?
gibt ein paar recht gute, womit wir wieder bei blues und deutschen texten wären. hanno macht das prima, aber die reine blues-lehre ist das nicht, das kann auch mal ins song-mäßige gehen, und live wird dann auch mal joe cocker gecovert. macht spaß, und hanno ist ein guter. wusste nicht, dass der sowas wie blues news CD macht. er hats nicht unbedingt nötig, hat schon viel bekanntes zeug getextet, produziert, gespielt...
Meiner Meinung nach!

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Juke
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Re: Deutschsprachiger Blues

Beitrag: # 120786Beitrag Juke »

Gruß vom Blues ist auf der Bluesnews-CD.

Mir fallen da übrigens noch Wolle Kriwanek (Stroßaboh - oder so ähnlich), Birsner & Co (Schnooge Blues) und Bauer, Garn & Dyke (Laubfrosch Blues) ein, die Anfnags der 80er mehr oder minder Mundart-Blues gespielt haben.

Schöne Grüße
Dirk
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daniel
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Re: Deutschsprachiger Blues

Beitrag: # 120788Beitrag daniel »

munkamonka hat geschrieben: 12.12.2020, 21:16
harp-addicted hat geschrieben: 12.12.2020, 20:02
daniel hat geschrieben: 09.12.2020, 19:48 Da aktuell mal wieder ne bluesnews mit CD kam ...
Kurz noch angemerkt, dass auf der CD Songs von "Blue Jagow" mit Carsten (kreuzharp) und der "Hanno Bruhn Gang" mit Markus(?) an der Harp sind.
...
oha, ja, wird wohl meine harp sein, was fürn stück isses denn?
gibt ein paar recht gute, womit wir wieder bei blues und deutschen texten wären. hanno macht das prima, aber die reine blues-lehre ist das nicht, das kann auch mal ins song-mäßige gehen, und live wird dann auch mal joe cocker gecovert. macht spaß, und hanno ist ein guter. wusste nicht, dass der sowas wie blues news CD macht. er hats nicht unbedingt nötig, hat schon viel bekanntes zeug getextet, produziert, gespielt...
Na, er wird sich schon was dabei gedacht haben, bevor er die 300+MwSt investiert hat.

Derdaniel
Pool&Blues
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Re: Deutschsprachiger Blues

Beitrag: # 120791Beitrag Pool&Blues »

Deutscher Blues für mich nicht so der Bringer ! Allerdings mag ich einige Stücke von Marius..

https://www.youtube.com/watch?v=BD0WUOI0aDE
zahme vögel singen von freiheit,wilde vögel fliegen!
Red Fox
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Re: Deutschsprachiger Blues

Beitrag: # 120792Beitrag Red Fox »

Da hätte ich doch auch etwas beizutragen ...

Beim deutschsprachigen Blues ist m.E. die Gratwanderung zwischen grottenschlecht*zum-Fremdschämen und grandios- unerreichbar oft sehr schmal ...
das war schon bei den Ostbluesern vor 1989 so und ist heute nicht anders ...
Meine Empfehlung nicht nur nach dem persönlichen Kennenlernen und gemeinsamen Spielen ist Stefan Stoppok mit seiner Veröffentlichung Grundblues 2.1
https://www.youtube.com/watch?v=0CkjfwrDf_M
und noch Williams Fändrich (Williams Wetsox) ... urbayrisch-und-urbluesig ...
https://youtu.be/nDfbLpCIBOI

Zur Blues-News CD und dem Repertoire da drauf ... aus eigener Erfahrung - gerade hatte ich wieder eine Fatzebuch-Erinnerung vom Dezember 2015 - ist ja für eine Band eine sehr gute Möglichkeit ins Rampenlicht der Bluesszene zu gelangen, wenngleich mit einem gewissen finanziellen Aufwand verbunden. Für die Abonenten hält sich der (Hör)-Aufwand in Grenzen und wenn´s nicht gefällt, skippt man einfach weiter ...

In diesem Sinne noch nen schönen 3. Advent
Christines meadow
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Re: Deutschsprachiger Blues

Beitrag: # 121188Beitrag Christines meadow »

Jetzt muss ich auch nochmals meinen Senf dazu geben! (Habe mich ja lange nicht gerührt ( ;) )
Da der Blues ja keine deutschen, und auch keine europäischen Wurzeln hat, tut er sich natürlich auch schwer mit deutschen Texten. Wenn er nur gespielt wird, kann man, gelernt ist gelernt, die Feelings der Südstaaten und deren Bewohner gut rüber bringen! Schon ein paar Staaten daneben, dann ist es ja Country music! Sobald man einen deutschen Text auf den Blues drauf haut, steht das sofort im Widerspruch!
Weil bei uns eben kein gewurzelter Blues vorhanden ist, sondern nur ein adaptierter! Fazit, man muss den "Blues" aus deutschen Wurzeln / Lebensumständen / Seelen ziehen und dann heißt er auch anders, Aber wie? Alles weiß ich ja auch nicht! :lol:
Und wenn man jetzt nur die Grundzüge, wie gewünscht, über Saufen, Spielen, ..... etc. zugrunde legt, fragt man sich, wozu der ganze Aufwand?

Christines meadow - blos monnemarisch schwetze un singe is a kän blues -awwa grundehrlisch uff jeden Fall!
Thank you for the music, the songs I'm singing .........und "jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, aber nicht in die Harp"
Adam_Lark
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Re: Deutschsprachiger Blues

Beitrag: # 121189Beitrag Adam_Lark »

Ich glaube es hat nicht zwingend damit zu tun, dass die Wurzeln woanders liegen. In Polen zB war Blues schon immer etwas populärer, fand ich (habe da immer meine Sommerferien verbracht als Teenager, tagsüber segeln und abends Lagerfeuer mit Gitarre). Englisch ist da etwas weiter weg, sprachlich, also drückt man sich lieber auf Polnisch aus. Und für Polen funktioniert Blues auf Polnisch ganz selbstverständlich, gibt auch klasse Bands...

Gruß

Adam
Jedem seins...
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