Blues mit Chromatic oder Diatonic

Themen für Spielanfänger, Geschichte verschiedener Mundharmonikas und alles, was sonst nirgendwo passt.

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Matt Berry
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Beitrag: # 102457Beitrag Matt Berry »

Mario hat geschrieben:Hi Matt,

ich würde da kein Dogma draus machen. Erlaubt ist, was geil klingt. ...
Du wärst ja nicht der erste, der beides probiert.
Gerade klanglich wird mir der Unterschied immer bewusster. Ich stehe vor allem auf den tiefen Sound der Low Harps von Seydel, die Chromatischen kommen da nicht ran, sehe ich das richtig?

[/quote]
triona
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Beitrag: # 102459Beitrag triona »

Ich sehe das zumindest genauso. :-D

Mario hat die Diskussion übrigens gut zusammengefaßt mit der Empfehlung "... kein Dogma draus machen ..."
Auch die unselige Diskussion über "echte" oder "richtige" und - wohl folgerichtig - "unechte" oder "falsche" Blueser erübrigt sich damit. (Das gilt auch für alle anderen Musikstile.)


Ich habe z.B. mit chromatischen MuHas jahrzehnte lang absolut nichts anfangen können. Vor vlt 2 Jahren hat mir mal jemand dankenswerterweise und zufällig eine gute Seydel Chrom geschenkt, die dann bis vor Kurzem meist ungenutzt herumlag. Dann habe ich mir eine Hohner Chordomonika II angeschafft, die mich vom ersten Anblasen begeistert hat, und diese schätzen gelernt. Worauf auch bald die Anschaffung meiner ersen Seydel Sampler folgte.

Nachdem ich mich bei den diatonischen Modellen an den Gebrauch des Schiebers gewöhnt hatte, hat mich das auf den Gedanken gebracht, die Chrom mal wieder aus dem Schrank zu holen und diese für meine Art des rhythmischen Akkordspiels zu "mißbrauchen" (In meinem Fall nicht Blues, sondern Volksmusik und schnelle Tanzmusik). Nach einigem Herumprobieren habe ich einige interessante Sachen damit hingekriegt, die so möglicherweise noch selten jemand auf so einem Instrument gespielt hat. Warum soll sowas nicht auch in anderen Zusammenhängen funktionieren?

Interessanterweise habe ich auf diese Weise Gefallen gefunden an dem Gedanken, vlt mal damit anzufangen, die Chrom "richtig" spielen zu lernen. Nur mal so als Abwechslung und zur Erweiterung der Möglichkeiten.


Übrigens: Auf diese Weise könnte wohl auch die typische Spielweise des Blues auf der 10-Loch-Richter-MuHa entstanden sein. Die alten Blueser haben ein für sie leicht zugängliches Instrument genommen, das eigentlich für eine ganz andere Musik gedacht war. Dann haben sie im Laufe der Zeit herausgefunden, wie sie damit ihre Musik spielen können, und wie man damit die Töne erzeugen kann, die auf diesem Instrument gar nicht vorgesehen waren, einschließlich eines damit verbundenen "neuen Klangs".

So erst mag wohl die "Bluesharp" als solche mit der für dieses Instrument heute typischen Spielweise und ihrem charakterischen Klangbild entstanden sein. Und diese Entwicklung war damit noch lange nicht zu Ende, was man an den heute möglichen "neuen" Klängen auf diesem Instrument hören kann.


Es kann also auf keinen Fall schaden, alles mögliche und scheinbar unmögliche auf verschiedenen Instrumentenarten auszuprobieren. Wahrscheinlich wirst du einiges dabei finden, was deiner Vorstellung von "deiner Musik" nahe kommt und vlt so noch nie oder nicht so oft vorher von anderen gespielt worden ist. Wenn es dich dann nicht da hinbringt, wo du hin willst, kannst du es ja immer noch wieder verwerfen.

Aber es ist ja heutzutage nicht mehr ganz so einfach, in der Musik etwas ganz neues und noch nie dagewesenes zu finden. Zumindest erweiterst du dir so deine musikalischen Ausdrucksmöglichekeiten. Außerdem findest du so auch heraus, was vlt wirklich nicht geht oder für dich zu keinem befriedigenden Ergebnis führt.

Aber ganz egal wie oder was und welches Instrument: An fleißigem Üben führt kein Weg vorbei - egal, ob du versuchst, alte Meister und Vorbilder möglichst originalgetreu nachzuspielen - und diese dann am Ende womöglich doch nie wirklich erreichen kannst, oder ob du versuchst, Neues herauszufinden. Beides zusammen kann hier nicht schaden. Im ersten Fall solltest du natürlich die Instrumentenwahl der Vorbilder berücksichtigen und deren Spieltechniken gut erlernen. Der Versuch des zweiten macht dich aber nicht zum "schlechten Musiker". Wichtig ist, was am Ende dabei herauskommt, und ob es dir gefällt und Freude bereitet. Dann wirst du vlt auch mal andere (Zuhörer) dafür begeistern können. Einen langen Atem braucht du allerdings in jedem Fall. Und bis sich Ungewohntes durchsetzt, oder zumindest von Zuhörern angenommen wird, kann auch bisweilen mal länger dauern. Ich spreche da aus Erfahrung. ;)


liebe grüße
triona
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Pimpinella
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Beitrag: # 102468Beitrag Pimpinella »

Hi
triona hat geschrieben: Mario hat die Diskussion übrigens gut zusammengefaßt mit der Empfehlung "... kein Dogma draus machen ..."
Dogmen sind ja nie gut, aber
Auch die unselige Diskussion über "echte" oder "richtige" und - wohl folgerichtig - "unechte" oder "falsche" Blueser erübrigt sich damit. (Das gilt auch für alle anderen Musikstile.)
Ob es da etwas zu diskutieren gibt oder nicht kann ich nicht beurteilen. Es gibt Leute, die etwas über das Bluesschema dudeln und es gibt Leute, die das Wesen des Blues verstehen. Und dann noch viel dazwischen. Das ist nicht unselig, sondern Tatsache.

Gruß, Frank
Zuletzt geändert von Pimpinella am 18.07.2016, 22:23, insgesamt 1-mal geändert.
Juke
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Beitrag: # 102470Beitrag Juke »

Und man hört den Unterschied. Deutlich.

Schöne Grüße
Dirk
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Matt Berry
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Beitrag: # 102677Beitrag Matt Berry »

Unterschied bemerke ich auch, aber ich werde meinen Blues weiterhin auf der Chrome spielen, bringt mir einfach mehr Freude :)
Juke
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Beitrag: # 102679Beitrag Juke »

Der "Unterschied" bezog sich auf Musiker, die auch mal Blues spielen ohne das Wesen des Blues (was immer das sei) verinnerlicht zu haben, und "echte" Bluesmusiker (wer immer das sein mag).

Und man kann auch mit der Chrom "richtigen" Blues spielen. Ich mag den anderen Sound der Chrom auch sehr, vor allem den der großen Chromonika III.

Schöne Grüße
Dirk
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Matt Berry
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Beitrag: # 102683Beitrag Matt Berry »

Juke hat geschrieben:Der "Unterschied" bezog sich auf Musiker, die auch mal Blues spielen ohne das Wesen des Blues (was immer das sei) verinnerlicht zu haben, und "echte" Bluesmusiker (wer immer das sein mag).

Und man kann auch mit der Chrom "richtigen" Blues spielen. Ich mag den anderen Sound der Chrom auch sehr, vor allem den der großen Chromonika III.

Schöne Grüße
Dirk
Das hab ich missverstanden, sorry :)

Von der Chromonika III habe ich jetzt schon mehrfach gehört das die gut sein soll. Wie ist die im Vergleich zur Chromonica 64, kann mir da jemand was sagen?
munkamonka
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Beitrag: # 102685Beitrag munkamonka »

Ist das gleiche...
Meiner Meinung nach!

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munkamonka
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Beitrag: # 102686Beitrag munkamonka »

Noch mal zu dem 'echten Blues Musiker':
Den Begriff hab ich ja hier reingebracht. Aber von Anfang an in Anführungszeichen, das ist natürlich Quatsch. Man kann auch auf einer Geige, Klarinette oder Tuba Blues spielen. Und wie 'echt' der ist, hängt vom Musiker ab, nicht vom Instrument. Aaaaber:

Oft haben harpspieler(Anfänger) eine tremolo, oktav oder eben eine Chrom in der Hand und fragen, wieso die nicht so klingt, wie sie es eigentlich erwArten. Haben sie vielleicht extra für viel Geld gekauft, und wundern sich... die wollen wie 'echter' Blues klingen, und meinen dann eben wie Bluesharp. Wenn man diesen Sound anstrebt, sollte man eben nicht Klarinette, Geige oder Chrom spielen, sondern Bluesharp. Aber ey - erlaubt ist was gefällt, meistens verliebt man sich sowieso erst in ein Instrument und entwickelt dann seinen musikalischen Stil... mach einfach dein Ding.

PS: ich spiele 80% Harp und 20% Chrom. Und 80% (halb-echten) Blues und 20% anderes. Und 80% Mundharmonika und 20% anderes. Also genug Möglichkeiten, immer über den Tellerrand rauszuschauen... und das find ich gut so.

Gruß
Markus
Meiner Meinung nach!

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Matt Berry
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Beitrag: # 102697Beitrag Matt Berry »

munkamonka hat geschrieben:Ist das gleiche...
Oh, ups :D



Ich glaube ich gehe auch zu verkopft an die Sache ran. Manchmal macht man sich zuviele Gedanken, statt einfach Spaß zu haben, das stimmt :)
Matt Berry
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Beitrag: # 102821Beitrag Matt Berry »

Ich habe mir jetzt die Chromonica 280 geholt. Die gefällt mir echt gut, fühlt sich allerdings gigqntisch an :D
Juke
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Beitrag: # 102822Beitrag Juke »

Matt Berry hat geschrieben:Ich habe mir jetzt die Chromonica 280 geholt. Die gefällt mir echt gut, fühlt sich allerdings gigqntisch an :D
Und so klingt sie doch wohl auch!
Glückwunsch und viel Spaß damit!

Schöne Grüße
Dirk
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Matt Berry
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Beitrag: # 102823Beitrag Matt Berry »

Juke hat geschrieben:Und so klingt sie doch wohl auch!
Glückwunsch und viel Spaß damit!

Schöne Grüße
Dirk
Oh ja!!! :-D
triona
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Beitrag: # 106236Beitrag triona »

Hier die Sonderstimmung einer Chrom, die vlt auch einige Bluesspieler interessieren könnte:

https://www.seydel1847.de/epages/Seydel ... D=31172255
(mit Video von Brendan Power in Englisch)

Das Instrument in der Grundtonart G gibt es derzeit bei Seydel als "Harmonika des Monats" zum Preis eines normal gestimmten. (Das Angebot gilt bis zum 30. 09. 2017. Danach kostet es als "Konfigurierte" wieder 50 € mehr, wenn ich das richtig verstanden habe.) Es ist halb ventiliert.


liebe grüße
triona
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Juke
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Beitrag: # 106237Beitrag Juke »

Danke für den Tipp! Ich habe mal eine bestellt.

Die De Luxe Steel ist ja sowieso eine wunderschöne Harmonika - und vielleicht passt die Power-Chrom ja genau für ein Stück, das ich momentan richtig gerne in der 2. Position auf der C-Chromatischen spiele. Die Melodie kriege ich ganz prima hin, mit sämtlichen Halbtönen, aber mit dem Solo in G tue ich mich noch schwer. Bis ich da soweit bin, dass ich zufrieden bin, kann es noch einige Zeit dauern ... Kann gut sein, dass genau diese Stimmung mir da weiter hilft.

Schöne Grüße
Dirk
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