Seydel Session Steel - Mut zur Lücke?

Mundharmonikas in jeglichen Varianten und Stimmungen: Bluesharps, Chromatische, Tremolo, Oktav, Bass, ... alles.

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Olliwood
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Seydel Session Steel - Mut zur Lücke?

Beitrag: # 77379Beitrag Olliwood »

Hi Folks,

die Session Steel ist hier ja schon ausgiebigst diskutiert worden, dort möchte ich aber gar nicht anknüpfen. Stattdessen habe ich einfach mal zwei Stück von den Dingern bestellt und mir gedacht „probieren geht über studieren“.

Gerade eben habe ich freudig das Packerl geöffnet, die erste Harp aus den Zwängen ihrer klaustrophobischen Verpackung befreit und munter angesetzt...

Mein erster Eindruck?

Ich bin entsetzt!! :shock:

Und das nicht ohne Grund: „Beim ersten mal tat’s noch weh“ wurde vom seichten Songtext zur grausamen Realität, als sich meine Oberlippe direkt beim ersten Anspielen zwischen Kanzellenkörper und Deckel verfing. Autsch! Und das nicht nur einmalig und vielleicht zufällig, sondern bei jedem Ansetzen.

Grund ist eine kleine Lücke zwischen Deckel und Body, die Kanten des Deckels scheinen zudem auch noch scharfkantig zu sein. So sieht der Spaß aus:

Bild Bild

Es kann ja immer mal sein, dass ein Einzelstück durch die Qualitäts-Kontrolle rutscht. Die zweite Harp Session Steel weist aber genau die gleichen Merkmale auf.

Über die Farbe mag man sich streiten (mich stört sie nicht), ebenso über den Klang und die Happtik (beides finde ich gut), aber die Verarbeitungsqualität sollte bei einer knapp 50 Euro teuren Marken-Harp schon stimmen. Was das angeht sind die Dinger einfach nur schlecht und bergen ein nicht zu unterschätzendes Verletzungsrisiko in sich. Ich bins zum Glück ruhig angegangen, ich hätte mir aber genauso gut böse die Lippe aufreißen können.

Hat jemand von Euch Ähnliche Erfahrung mit den Dingern gemacht?

Habe ich vielleicht nur eine schlechte Produktion erwischt?

Wenn das die Seydel Qualität ist, waren das meine ersten und letzten Harps aus dieser Schmiede und sie werden mit deutlichen Worten zurückgehen.

Gruß
Olli – der gerade eine dicke Lippe riskiert hat
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DieterM
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Beitrag: # 77380Beitrag DieterM »

Hallo Olli;

das ist aber ein sehr ausführlicher "Zerriss".

Als Zungenblocker habe ich die Harp IM Mund. Auf deinem Bild ist erkenntlich, dass deine Lippen genau auf die von dir beschriebenen Lücke zusteuern und du hast mit deinen Lippen nur Kontakt mit der freien Leiste des Kanzellekörpers. Du hast IMO die Lippen nur AN der Harp und nicht die Harp IM Mund.

Jetzt habe ich meine MdL von Hohner mal nachgeschaut und dort sehe ich auch den von dir beschriebenen Spalt.

Lege doch mal deine Lippen auf den Deckel beim spielen, vielleicht verhinderst du dann den Besuch beim Notarzt :-))

Selbst finde ich die Harp ausgezeichnet und spiele damit sehr gerne.
beste Grüsse vonDieter
Olliwood
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Beitrag: # 77381Beitrag Olliwood »

Hi Dieter,

mit der Harp im Mund hätte man auf dem Foto nur leider herzlich wenig gesehen.... 8)

Im Ernst, das darf nicht passieren (selbst wenn es an meiner unausgereiften Spielweise läge) und ist auch beim Rest meiner bunt gemischten Sammlung noch nie passiert. Die war bisher allerdings auch Seydel-frei. Hat Deine Session Steel den ebenfalls Lücken und scharfe Kanten?

Gruß
Olli
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September06
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Beitrag: # 77382Beitrag September06 »

Hallo Dieter,

ob die Harp in, an oder um die Lippen gewickelt wird spielt doch wohl keine Rolle oder?
So wie ich die Harp auf den Bildern sehe sind da einfach nur Schlitze wo sie, alleine schon von der Bauart nicht hingehören oder ?


Gruss aus ME
Marco
gs
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Beitrag: # 77383Beitrag gs »

del
Zuletzt geändert von gs am 09.03.2013, 01:07, insgesamt 1-mal geändert.
Olliwood
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Beitrag: # 77384Beitrag Olliwood »

Um Marco's Hinweis noch mal aufzugreifen: Es ist die Harp, die nicht ganz dicht ist, obwohl man mir das ja auch hin und wieder nachsagt. :-D

Noch mal: Für das Foto habe die Harp so angesetzt, das ich es anschliessend mit der freien Hand gut fotografiern konnte. Ihr solltet anhand des Bildes also bitte keine Rückschlüsse auf meinen Spiel-Stil schliessen, wie gut oder schlecht er auch sein mag. ;)

Wenn man die Harp nicht vollständig verschluckt, rutscht der Mundwinkel auf dem Weg zu den oberen Kanzellen zwangsläufig irgendwann über diese Ecke und klemmt sich ein. Ich habe die Harp auch mal verkehrt herum angespielt, auf dieser Seite besteht das Problem nicht.

Der Deckel sieht an der kritischen Ecke nicht sauber gearbeitet aus und ist dort auch nicht so sauber abgerundet wie an den anderen Ecken sondern eher ein wenig geknickt. Ich würde ja sagen, der Deckel ist vor der Montage vielleicht mal genau auf die Ecke gefallen, aber bei der zweiten Seydel ist der "Fehler" exakt der Gleiche.

Und versteht mich nicht falsch: Ich will die Harp nicht verreissen. Ich habe hier wie in anderen Threads ja geschrieben, dass mir Klang und Handling und (abgesehen von besagter Ecke) auch das Spielgefühl gefallen.

Ich spreche auf jeden Fall auch mal den Bertram drauf an, ob es möglicherweise eine Fehlproduktion bei den Deckeln gab (vielleicht liest er das hier ja sogar schon vorher).

Dennoch schon mal Danke für Euer Feedback.

Gruß
Olli

EDIT: Ich sehe gerade, dass das Thema eigentlich eher ins MuHa Testlabor gehört hätte. Ich bitte um Verschiebung, liebe Mods. Merci.
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TeeJay
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Beitrag: # 77385Beitrag TeeJay »

Tach,

ich nehm jetzt immer ne Brille und ne Pinzette zum Auftritt mit ... hilfreich fürs Entfernen der Barthäärchen aus der Harp ...
das schnelle rhythmische (aah, die hs) Begleitspiel klappt besser mit vorgehaltenem Hobel ... :-)
Farbe ist Oberaffenhammermässiggeil ...
Hinsichtlich der Standfestigkeit - im Sinne von Blockieren - m.E. nicht empfehlenswert für Spieler die nicht einstellen, die blasen, pusten, pumpen ... die SP20 verzeiht da mehr ...

Grüßt
- subjektiv, den eigenen Bedürfnissen geschuldet; die Begründung zum Hype von eigentlich recht passablen Spielern immer noch nicht findend -

Thomas
Axel
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Beitrag: # 77386Beitrag Axel »

Hallo,
habe mir die Steel-Session in D zu Weihnachten gegönnt,
aber dieses Problem tritt bei mir nicht auf.(Bin auch Bartträger)
Schick sie zurück an den Hersteller, der wirds schon geradebiegen !
Gruß
Axel
Blues ist, wenn man trotzdem lacht
DieterM
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Beitrag: # 77389Beitrag DieterM »

Hi Olli;

habe mir jetzt mal richtig meine 3 Stück dieser Sorte angeschaut und muss feststellen, dass dort bei 2 Stück nix scharfkantiges fühlbar ist, die C-Dur allerdings das gleiche Merkmal wie bei dir, auf der Tieftonseite oben, aufweist. Bei genauem hinsehen fällts auf, aber mich hats bisher noch nicht gestört.

Vielleicht ists bei dir noch gravierender und würde desshalb mal bei Seydel nachfragen. Das Problem scheint mir beim Deckel zu liegen, der an dieser Ecke nach oben absteht.

Ruf mal an - Seydel ist da sehr kooperativ.
beste Grüsse vonDieter
blueSmash
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Beitrag: # 77390Beitrag blueSmash »

Olliwood hat geschrieben:Der Deckel sieht an der kritischen Ecke nicht sauber gearbeitet aus und ist dort auch nicht so sauber abgerundet wie an den anderen Ecken sondern eher ein wenig geknickt.
Der Deckel sieht tatsächlich aus, als wäre da in der Produktion was schief gegangen. Möglicherweise war das Werkzeug der Presse für die Deckel schon abgenutzt, nicht hundertprozentig korrekt eingebaut oder die fertigen Werkstücke haben sich aus anderen Gründen beim Öffnen der Presse nicht früh genug aus der Form gelöst und dadurch minimal verzogen. Allerdings sollte man nicht (und schon gar nicht bei verhältnismäßig teuren Harps) die ganze Abteilung "Qualitätskontrolle" auf einmal in Urlaub schicken... :-D

Was Verarbeitung und Ergonomie angeht, breche ich da gern nochmal eine Lanze für die Lee Oskars - aber das ist dann wohl doch eher was für einen neuen Thread.. :roll:

Gruß
Matz
AxelM
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Beitrag: # 77391Beitrag AxelM »

Hi,

diese schmerzliche Erfahrung mußte ich bei meiner alten Session damals auch machen und dachte bis heute das es an mir liegt.

Ich hatte sie mir gekauft als ich TB gelernt hab, da meine anderen Harps mit aussenliegenden Stimmplatten mir die Mundwinkel aufgeschnitten hatten - die Session wird ja auch manchmal als „Schnuller“ bezeichnet.

Beim Spielen der mittleren Kanzellen war alles ganz wunderbar aber bei den unteren Kanzellen, vor allem beim gleiten von unten nach oben klemmte ich mir immer wieder ein Stück Haut meines linken Mundinnenraumes ein (nicht die Lippe sondern dahinter!).

Die Harp war zu diesem Zeitpunkt dann schon ne Woche alt und ich schleppte siepermanent in der Hosentasche mit rum. Also dachte ich dass es an den vielleicht nicht mehr ganz geraden Deckelplatten liegt und hab ganz einfach 1847 Deckel draufgeschraubt und alles war wieder toll.

Obwohl man bei den 1847 Decken auch eine Lücke sehen kann, stört diese mich nicht.
Als die Session Steel eingeführt wurde hab ich mir auch gleich eine bestellt – und siehe da neue Deckellprägung und immer noch bei mir das gleiche alte Problem: Einklemmen von Haut und das bei einer nagelneuen Harp.

Inzwischen neige ich beim spielen der unteren 4 Kanzellen dazu die linke Ecke sogar eher schräg in den Mund zu nehmen. Dabei ist die Gefahr des Einklemmens beim weitergleiten auf die nächsten Kanzellen ganz besonders hoch.

Ich hab schon mit sehr vielen Spielern darüber heiß diskutiert aber es konnte mir bisher keiner meine Erfahrungen bestätigen.

Ich find die Session Steel mit 1847 Deckeln ausgerüstet trotzdem eine gute Harp und hab sie nicht zurückgeschickt auch wenn meine Orginaldeckel für mich alle Scheiße sind. (auch die auf meiner low low F wo keine 1847 Deckel draufpassen).

@Olli beim “ verkehrt rumspielen “ ist das Problem interessaterweise wirklich nicht- war mir noch nie aufgefallen, weil nie probiert. Das ist vielleicht ein Ansatz. Ich hoffe dass ich dich richtig verstanden hab , dass es nicht um das rausreißen von Barthaaren geht!! Denn das passiert mir nämlich nicht.

Gruß Axel

P.S Meine alte Session „lebt“ übrigens immer noch und dank Bertram mit 1847 Silber+ Stimmplatten.
Olliwood
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Beitrag: # 77392Beitrag Olliwood »

Hi Leute,

vielen Dank für Eure Rückmeldungen.

@Dieter: Danke fürs nachschauen bei Deinen Harps. Deine Aussage hilft mir sehr weiter. Sie bestätigt, dass nicht alle Seydel Harps diese "Problemzone" haben, aber sich zumindest meine Befüchtung eines Produktionsfehlers/einer Produktionsungenauigkeit bestätigt. Ich hätte auch nicht glauben wollen, dass Seydel generell so nachlässig produziert (zumal ich von Problemen dieser Art vorher nie gehört hatte).

@Matz: Jep, so in etwa schätze ich das auch ein. Und Lee Oskar spiele ich auch gerne ;-).

@Axel: Danke für Deine Ergäzung. Jawoll ich rede wirklich von Haut und nicht von Haaren.

Ich werde nachher mal versuchen, ob ich bei Seydel jemanden erreichen kann. Ich bin fast sicher, dass sich das Thema lösen lässt.

Vielen Dank soweit an Euch.

Gruß
Olli
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Olliwood
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Beitrag: # 77393Beitrag Olliwood »

Kurzes Update:

Ich habe mit Seydel und deren Qualiätskontrolle gesprochen. Man ist sich dort zwar der Tatsache bewusst, dass es an den Ecken der Deckel leichte Spalte gibt, aber Fälle wie meiner waren bislang nicht bekannt.

Man schickt mir nun zwei paar Ersatzdeckel, damit ich diese testen kann. Darüber hinaus schickt Seydel mir zwei paar Deckel der 1847 für den Fall, dass ich auch mit den neuen Session Steel Deckeln nicht zurecht komme.

Das Gespräch war ausgesprochen freundlich und zuvorkommend. An dieser Stelle ein dickes Lob an Seydel für Freundlichkeit und Kundenservice.

Gruß
Olli
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Zero the Hero
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Beitrag: # 77430Beitrag Zero the Hero »

Ich habe auch so eine "Horror-Harp".

Bei mir ist es die "BluesMaster" von Suzuki. Genau dasselbe Problem wie bei dir, also zwischen Kanzellenkörper und Deckel ist ein kleiner Spalt.
Da ist es egal wie tief man die Harp in den Mund nimmt, spätestens wenn man von Kanal 1 aus spielt und dann weiterrutscht,
wird die Haut eingezwickt. Wirklich keine schöne Sache.

Ich habe mal an Suzuki geschrieben, allerdings nie eine Antwort bekommen.
Olliwood
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Beitrag: # 77565Beitrag Olliwood »

Hi@All,

ich wollte noch mal kurz Rückmeldung geben.

Wie oben angekündigt hat Seydel mir neue Deckel für die Harps geschickt, und das direkt in großer Auswahl: 2 Sätze Original Session Steel Deckel und 2 Sätze 1847 Deckel. Allein dafür noch mal vielen Dank an Seydel.

Während bei der ersten Harp nach dem Tausch der Deckel gegen neue Originale alles gut war, konnte ich bei der D-Low das Problem mit den neuen Originaldeckeln leider nicht beheben. Der "Klemmspalt" blieb auch bei den neuen Session Steel Deckeln. Ich habe mehrfach versucht durch justieren, fester anschrauben, loser anschrauben, den Sitz der Deckel zu optimieren, hab aber letztendlich doch zu den 1847-Deckeln gegriffen, die perfekt passen.

Was ich aus Garantie gründen zunächst nicht gemacht habe, werde ich jetzt noch mal versuchen: Die Deckel nacharbeiten. Optisch kann man zwischen den "alten" und neuen Deckeln keinen Unterschied feststellen, Überall gibt es diesen kleinen Knick und die Kante ist etwas scharfkantig (was aber überhaupt kein Problem ist, wenn der Spalt klein genug ist).

Offensichtlich entscheiden hier Bruchteile von Millimetern darüber ob es einklemmt oder nicht. Entweder hatte ich also Pech oder einfach die falschen Lippen :-D .

Noch mal besten Dank an Seydel (dort schicke ich auch noch ein Mail hin). Jetzt machen die Harps richtig Spaß. Besonders die D-Low gefällt mir vom Klang extrem gut.

So far
Olli
Zuletzt geändert von Olliwood am 14.02.2012, 18:53, insgesamt 1-mal geändert.
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