Seydel 1847

Mundharmonikas in jeglichen Varianten und Stimmungen: Bluesharps, Chromatische, Tremolo, Oktav, Bass, ... alles.

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munkamonka
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Seydel 1847

Beitrag: # 21230Beitrag munkamonka »

ein besonderes teil: die seydel 1874. sie hat stahlstimmzungen. die sollen besonders haltbar sein. erfahrungswerte liegen nicht vor, da sie erst im april 2007 auf den markt kam. aber die features sind dennoch beeindruckend:

sie ist laut, ohne den schneidenden klang einer hering vintage zu haben. sie ist allseits abgerundet (deckel, 'mundstück', kanzellenkörper) ohne das klassische harp-design zu verlieren wie die modernenern meisterklasse, promaster etc. sie ist trotz holzkörper im vorderen bereich des kanzellenkörpers verschraubt.

sie ist zz. noch schweine-teuer (75 eur). hierfür müsste sie schon 3 mal solange halten wie eine verglerichbare ander harp. ob sie das kann wird man sehen. bin gespannt, wer als erster eine kaputtspielt.

erster eindruck: positiv
gruß
markus
munkamonka
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Beitrag: # 21269Beitrag munkamonka »

Pimpinella hat geschrieben:Also irgendwer hat gefragt ob schon jemand die 1847 hat, ich habe meine gestern morgen bekommen...
Mit der 1847 kann Seydel erstmals eine Harp bringen, die sich unter den besten Serienharps einreihen kann. Sie ist sehr dicht, obertonreich, hat eine ausgezeichnete Ansprache (da lag es bei Seydel ja immer ein wenig im Argen) und ist gut verarbeitet. Der Kanzellenkörper ist gewöhnungsbedürftig, ich kann mich nicht recht mit der jetzt doch sehr dicken Lackierung anfreunden. Vielleicht bau ich mal einen von den ersten, einfach lackierten Solist Pro Kämmen ein - die waren mir aber wieder ein bisserl zu scharfkantig...

Vom Spielgefühl unterscheidet sie sich nicht von Mundharmonikas mit Messingstimmzungen. Die mittleren Overblows kommen gut und sauber "Out Of The Box", die Overdraws leider (für mich) nicht.
Die 1847 ist eine laute Harp! Das liegt aber IMHO am Deckeldesign und nicht an den Stimmzungen.

Apropos Design, ich finde, dass Seydel hier nicht gerade eine Schönheit präsentiert, aber da beim spielen weder ich noch meine Zuhörer (und ich mag keine Zuhörer wenn ich spiele...) viel davon zu sehen kriegen dürfte das unerheblich sein. Funktional hätte ich mir eine Deckelkonstruktion mit einer zusätzlichen Stütze in der Mitte gewünscht.

Fazit: Seydel kann spätestens ab jetzt in der Spitzenklasse der Mundharmonikabauer mitstinken, aber da ich sehr wenig Zungen zerblase und daher auch nicht allzusehr auf das (noch zu beweisende) Haltbarkeitsargument anspringe bringt mir die 1847 momentan zu wenig Vorteile um weitere davon zu dem doch recht stolzen Preis zu kaufen. Trotzdemdarf man glaube ich sagen, dass es gegenwärtig keine grundsätzlich bessere Serienharp gibt - höchstens in Teilaspekten, nicht aber in der Endbewertung. Es gibt aber gleichwertige, preisgünstigere...

Gruß, Frank
Pimpinella
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Beitrag: # 21321Beitrag Pimpinella »

Eine Sache noch. Heute habe ich ein wenig auf der 1847 gedudelt, und dabei fing meine linke Unterlippe zunehmend an zu schmerzen. Als Ursache habe ich glaube ich die seitlichen Kanten der Stimmplatten ausgemacht, die sind ausgesprochen scharf! An den (abgerundeten) Ecken sind die Platten bereits angefeilt, so dass das Problem da nicht auftritt, aber die Seiten sind halt noch Lippenaufreißer.

Hier sollte Seydel vielleicht noch nachbessern ;)

Gruß, Frank
harpX
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Beitrag: # 21689Beitrag harpX »

Katrin schrieb über die Seydel 1847:
Katrin hat geschrieben:nun hab ich sie grade ausgepackt und - was soll ich sagen - supergeil :) ganz glasklarer Klang, Superansprache, überhaupt kein Problem mehr mit 2-Ziehen, Bending klappt deutlich besser als sonst - ich bin total begeistert. Für mich hat sich jeder Cent gelohnt, den sie mehr gekostet hat als andere.

VG Katrin
Gruß
Albert ::
Katrin
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Beitrag: # 21700Beitrag Katrin »

Hi!

Ich wollte es gerade auch hier schreiben - für mich als Anfängerin ist die wirklich klasse. Da ist es wichtig, mit meiner Luft möglichst weit zu kommen...und der Klang, der ist soooo schön *schwärm*.

Allerdings - die Außenecken sind wirklich ziemlich scharf. Ob man die wohl selbst ein bischen rundschleifen kann? Was nimmt man für Messing am Besten?

VG Katrin
Pimpinella
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Beitrag: # 21702Beitrag Pimpinella »

Katrin hat geschrieben: Allerdings - die Außenecken sind wirklich ziemlich scharf. Ob man die wohl selbst ein bischen rundschleifen kann? Was nimmt man für Messing am Besten?
Mit feiner Stahlwolle. Wenn du mehr runterhaben möchtest kannst du auch mit einer Stimmfeile vor und dann mit der stahlwolle nacharbeiten.

Gruß, Frank
Soulman
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Beitrag: # 25947Beitrag Soulman »

Die 1847 ist die Waffe meiner Wahl (wenn die Kasse es gerade zulässt). Sie ist verdammt laut und wirklich (trotz Holzkanzelle) auch noch nach vielen Monden total dicht. So dicht, dass ich bei einigen Passagen das Cupping um das Mikro löse um keine anderen Stimmzungen zum Schwingen zu bringen. (Damit lassen sich allerdings auch super Soundeffekte erzielen.)
Richtig tolles Feature ist auch die sehr unkomplizierte Ansprache der Töne (auch wenn es da ein paar Abstriche zu machen gibt, siehe unten).
Ich spiele die Harp am liebsten über Verstärker. Wenn man das einmal gemacht hat, bleibt man dabei.
Positiv fällt auch die Haltbarkeit der Zungen auf. Die einzige Zunge, die bis jetzt gerissen ist, war 4 ziehen in der D. Das aber auch nur, weil ich die in jeder meiner Bands überdurchschnittlich viel gespielt habe. Trotzdem hat die 1847-D mit zwei Monaten ungefähr doppelt so lang durchgehalten wie sonst meine D-Harps.

Eindeutig negativ fällt mir aber der zum Teil viel zu eng bemessene Lösabstand auf, der ja die "tollen" Out-Of-The-Box-Overblows ermöglicht. Leider bin ich kein Overbender. Ich habe mich sogar recht bewusst gegen diese Spieltechnik entschieden, weil ich finde, dass sich die Anpassung einer Harp auf Overbends negativ auf ihr Spielbarkeit auswirkt und meiner Spielweise ganz und gar nicht entgegenkommt. Als kleines Beispiel: Die einzige meiner 1847, die ich nicht gern spiele, ist die G. Weil eine ordinäre 20-Euro-G-Harp in den Kanälen 4 aufwärts eine bessere Ansprache hat als diese 1847. Gut auf der anderen Seite steht halt, dass ich als Gegner sofort in den Kanälen 4 bis 6 einen Overblow sauber intonieren kann. Aber ein funkiges Chugging oder einfach ein kräftiges Anblasen/ziehen der Zungen (ich spiele sehr laut und rockig) ist auf diesen Kanälen einfach schwierig bis unmöglich -- die Töne bleiben stecken.

Okay, ich könnte ja einfach die Harp aufmachen und die Lösabstände ändern. Ja, könnte ich auch. Allerdings sind doch die Overblower immer die "Bastler" gewesen und alle anderen nur die "Reparierer". Das man den Spieß jetzt rumdreht, finde ich offen gestanden nicht besonders toll.
Ich hoffe, man besinnt sich bald wieder auf die Tradition bei Seydel.

Unterm Strich ist die 1847 aber trotzdem eine richtig geile Harp und das Geld wirklich wert (rechnet man allein die vielen Harps hoch, die man hätte kaufen müssen, während die 1847 noch nicht mal verstimmt ist).
DieterM
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Beitrag: # 25949Beitrag DieterM »

@ Soulman: soweit ich hier von einem "Stahl-"Fachmann mal gelesen habe, hat Edelstahl einen Memoryeffekt. Heißt: die Löserei hat wenig bis keinen Sinn und Erfolg.

Resümierend bin ich über meine 1847 in Bb enttäuscht. Bends in den oberen Tönen unmöglich, weil sie sofort blockieren, die 3.Ziehzunge klemmte seitlich, was ich durch abfeilen korrigieren musste. Selbst wenn ich eine Montagsproduktion erwischt habe, ist mein weiterer Bedarf schon in den Anfängen gedeckt.

...und das zu diesem Preis!
beste Grüsse vonDieter
Mario
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Beitrag: # 25950Beitrag Mario »

DieterM hat geschrieben:@ Soulman: soweit ich hier von einem "Stahl-"Fachmann mal gelesen habe, hat Edelstahl einen Memoryeffekt.
Das wäre mir neu und ich behaupte mal, dass ich ebenfalls vom Fach bin. Nun ist Edelstahl natürlich auch ein sehr weit gefasster Begriff (den ein Fachmann übrigens mangels Präzision nie benutzen würde). Meines Wissens wird der Begriff "Edelstahl" jedenfalls in der DIN EN 10020 aufgeführt und beschreibt lediglich einige Grundeigenschaften wie Wärmebeständigkeit. Das kann also so ziemlich alles sein. Abgesehen davon gibt es verschiedene Formen des Memoryeffekts. Ein guter Anfang zum Lesen wäre hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Memorymetall
Du suchst ein gutes Lehrbuch? Nimm meins!
Bild
DieterM
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Beitrag: # 25953Beitrag DieterM »

"Stahl-"Fachmann
Hätte es vielleicht Stahl-"Fachmann" heißen sollen?

..hm; oder wars im HC?

Ich suche mal den Quell-Fachmann raus.

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Such...such...such...such...such...such...such...such...such...such...such
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Sooo - da hab' ichs gefunden:
Bruce schriebs am 13.11.07

Bruuuce! bist du Edelstahlfachmann??
beste Grüsse vonDieter
BruzBluz
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Beitrag: # 25956Beitrag BruzBluz »

Bin ich nicht aber als Flugzeugmechaniker habe ich Materials and Hardware auf ein höhe ebene studiert.

Martensitic Edelstahl/Stainless Steel wird für Accordian Stimmzungen benützt aber ist nicht so Korrosionfrie wie andere Edelstahl Material. Accordions sind ein andere welt wegen seiner Blasebalg/Bellows. Als Bellows benützen wir unsere Lungen = Feuchtigkeit, Sauere, Essenrest... Ich weisse nicht was Seydel als Stimmzungen Material hat. Bertram bitte. Es ist aber Edelstahl.

Stimmzungen Edelstahl/Stainless Steel soll gehärtet, temperiert, poliert und brüniert oder gelb Flachstahl mit gekleidet Kanten. Carbon inhalte über 1,00% sein. Material besitzt eine gute ebenheit, einheitliche härte und hohe elastizität. Elastiizität ist das Springback/Memory effekt so zu sagen.

Es ist bekannt das Edelstahl/Stainless Steel) hat ein höhe (Shape Memory) Springback Charakteristik. Es ist so. Mann muss "overbend" das Material und das ist übungsache wie mit Holz biegen.

Das ist alles für jetzt.

Bruce
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DieterM
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Beitrag: # 25960Beitrag DieterM »

Hi Bruce,

danke für die fachliche Aufklärung. Jedenfalls habt ihr Beide, Mario und Du, von Metall mehr Ahnung als ich, weswegen ich zu diesem Thema keine tiefgründigen Argumente liefern kann.
beste Grüsse vonDieter
Soulman
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Beitrag: # 26019Beitrag Soulman »

Und was kann ich jetzt tun, um die Spieleigenschaften meiner Harp zu verbessern?
BruzBluz
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Beitrag: # 26039Beitrag BruzBluz »

Vieleicht der Ben Bouman fragen er hat erfahrung mit Edelstahl Stimmzungen und Customizing ... Er verkauft die Bouman Beta 1847.

Bruce
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frank-g-berlin
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Beitrag: # 26044Beitrag frank-g-berlin »

Hi!
Ich hab mir gleich wo sie raus kamen eine in A gekauft und im Mai eine in C .
die Stimmzungen halten bisher sehr gut. Oft verklemmen sich die Ziehzungen auf 4 und 6 bei Overblowversuchen, da ziehe ich kurz heftig und sie lösen sich mit einem sehr lauten Ton.
(Bei der gelegenheit: was könnte ich falsch machen? Ich versuche schon beim Overblow so sanft zu blasen, wie beim normalen Blaston.)
Bisher haben´s beide gut überstanden. Auch, das ich sie nicht anwärme, macht ihnen bisher nichts aus. Ich dudel mir gern mal zwichendurch einen vor mir hin, da hab ich dann nicht so viel Zeit, die Harps erst ´ne Weile anzuwärmen.

Das einzige, was mich ´n bisschen sorgt, sind die Deckel, die innen schon Roststellen bekommen.

Gruß Frank
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