Test-und Bastelobjekt Mundharmonika

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wolle.d
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Test-und Bastelobjekt Mundharmonika

Beitrag: # 99226Beitrag wolle.d »

Um das Innenleben einer Mundharmonika praktisch kennen zu lernen, habe ich für 7 Euro eine Echo Harp Bell 57/96 ersteigert.
Zustand: Schalldeckel zerbeult, siffig und einige Töne gleich null.
Ich habe die Muha auseinander genommen und den Holzkanzellenkörper im Ultraschallbad (altes billiges Tschiboteil) mit warmer Spülmittellösung 5min. gereinigt und anschl. sofort bei 30 Grad Heißluft im Backofen getrocknet
Da die Stimmplatten im Ultraschallbad nicht gründlich sauber wurden, habe ich sie bei 65 Grad in die Spülmaschine gepackt. Natürlich so, dass die Stimmzungen keinen mechanischen Kontakt hatten. Anschließend die Schalldeckel gerichtet.
So sehen die Einzelteile jetzt aus:

Bild


Frage: Wie auf dem Bild zu sehen, sind im Kanzellenkörper im mittleren Bereich je 12 Bohrungen.
Welche Bedeutung haben diese?
In Beiträgen wird oft die Luftdichtigkeit von Muhas lobenswert erwähnt und die Löcher bewirken doch das Gegenteil oder?
Was ist beim Zusammenbau besonderes zu beachten?
Den Hohner Workshop habe ich schon durch, aber das ist ja auch alles schön geschraubt.

Bitte um Nachsicht, wenn die Fragen naiv sind. Beschäftige mich erst seit ca. 4 Wochen mit dem Mundharmonikaspiel.

Gruß
Wolfgang
daenou
Beiträge: 222
Registriert: 01.06.2015, 10:49
Wohnort: Schweiz

Tremolo ist kein einfaches Bastelobjekt ...

Beitrag: # 99478Beitrag daenou »

Mit der Echo hast Du nicht gerade ein einfaches Übungsstück ausgesucht! Der Kanzellenkörper ist recht filigran und wegen der Tremolo-Stimmung hat es die doppelte Anzahl an Stimmzungen und Stegen, verglichen mir einer einfachen Harp.

Wenn im Zusammenhang mit einer Mundharmonika von 'dicht' gesprochen wird, dann ist immer die Auflage der Stimmplatte auf dem Kanzellenkörper gemeint. Liegt diese nicht völlig plan auf, dann entweicht ein Teil der Luft, die Du in die Kanzelle pumpst. Um das zu verhindern, solltest Du sowohl die Stimmplatten-Rückseiten als auch den Kanzellenkörper vor dem Zusammenbau planschleifen. Dazu legst Du einen ganzen Bogen feines Schleifpapier (so ca. 240) auf eine absolut plane Unterlage (z.B. einen Spiegel) und reibst das Stück solange kreisförmig darauf herum, bis das Schliffbild einheitlich ist. Bei der Stimmplatte ragen die Nieten hinten etwas heraus, die kannst Du gleich mit abschleifen, die fallen deswegen nicht heraus.

Und bei der Montage achtest Du darauf, die Stimmplatten kräftig anzuschrauben, damit eben kein unerwünschter Spalt entsteht. Aber nicht so kräftig, dass der filigrane Kanzellenkörper bricht, also mit Fingerspitzengefühl...

Die alten Nägel in die alten Löcher zu treiben wird keine ordentliche Befestigung ergeben, Du solltest also Schraublöcher bohren. Passende Schauben findest Du im Online-Shop von Hohner oder auch z.B. bei Seydel. Die eine Stimmplatte und der Kanzellenkörper werden im Durchmesser der Schrauben gebohrt, die in der anderen Stimmplatte etwas kleiner, so dass die Stahlschrauben im weichen Messing von selber ein Gewinde schneiden.
Kurzfassung dazu:
- Stimmplatten Rücken and Rücken mit Klebeband zusammenkleben
- mit dem kleineren Durchmesser ca. die Hälfte der alten Schraublöcher durchbohren (die anderen brauchst Du nicht und lässt sie einfach sein)
- Auseinandernehmen und die Brauen entfernen
- Vordere Stimmplatte mit Klebeband auf den Kanzellenkörper fixieren und die Löcher mit dem vollen Durchmesser bohren
- Montieren, die Schrauben gehen am Anfang streng, bis sich das Gewinde gebildet hat.

Die Löcher zwischen den Stegen, die Du auch angesprochen hast, haben nichts mit der Dichtheit zu tun, sondern solen den Tremoloklang verbessern. Bei diesem Modell bringst Du ja immer zwei Zungen gleichzeitig zum Schwingen, da könnstest Du grundsätzlich den ganzen Steg dazwischen entfernen, ohne die Funktion zu beeinträchtigen. Ich würde es aber so lassen wie es ist, die Konstrukteure von Hohner haben sich schon etwas gedacht...
wolle.d
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Registriert: 25.09.2015, 08:41

Danke!

Beitrag: # 99490Beitrag wolle.d »

@ daenou

Vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht.
Ich habe die Einzelteile, in der Hoffnung auf Antwort, erst einmal gut verpackt beiseite gelegt
In den nächsten Tagen werde ich nach Erhalt der Schrauben und Deiner Anleitung mit dem Zusammenbau beginnen.

Gruss wolfgang
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