Blues auf Deutsch

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black cat blue
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Beitrag: # 20682Beitrag black cat blue »

Joy Fleming...da ist und bleibt immer noch alles gesagt, uff beide Seide vun de Brigg... :-D :-D :-D


Hat jemand das dritte Ohr erwähnt? Und natürlich ist Schwoißfuaß Bluas...
"Lightnin´ change when Lightnin´ want to..."
dl5mhk
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Re: Blues auf "Ostdeutsch"

Beitrag: # 20686Beitrag dl5mhk »

Hopp-Sing hat geschrieben:Diestelmann war in den 80er Jahren in der Tat auf dem Folkbluesbereich in der DDR führend.
HIer muß ich nochmal einhaken. Diestelmann war meiner Meinung nach nicht führend, er war "nur" der bekannteste, und zwar durch seine LP. Um eine LP einspielen zu können, brauchte man hauptsächlich eins: Vitamin "B". Etliche gute Provinzbands tourten sich den Arsch ab und bekamen diese Chance nie, die Band "Dialog" aus Chrimmitschau beispielsweise erhielt die Chance, als die Musiker ca. in den hohen 30ern Anfang 40er waren - und zwar durch die FDJ (Freie Deutsche Jugend), genauer gesagt: Tanzmusikwerkstatt der FDJ. Sowas nannte man dann "Nachwuchskünstler".
Topbands kamen fast *immer* aus Berlin oder Dresden, was eigentlich wenig verwunderlich ist, zumindest für diejenigen, die sich ein wenig im Kulturbetrieb der DDR auskannten.

Diestelmann war auch immer ein Musiker, der nicht eigentlich traditionellen Blues spielte - auf seinen Platten hört man das, z.B. bei Stücken wie "Blues für Kinder" oder "Blues für Memphis Slim, die beide mit Blues im Grunde nix zu tun haben, desweiteren ein Stück namens "Flamenco", und das ist dann auch tatsächlich ein Flamenco.
Das ganze hat für mich etwas artifizielles, sozusagen "Kunst"-Blues, es fehlt mir das urwüchsige, die Schippe Dreck, die Power, es bleibt einfach an der Oberfläche.

Viel mehr berührten mich dagegen die Solostücke von Peter Taube, Harpspieler von "Zodiac", die er auf der Gitarre spielte und dazu sang - aber das war eben eine Provinzband. Der Gitarrist Henry Gellrich, mit dem ich in Zwickau in einer Band spielte, war sowas von, aber dermaßen was von, dem hätte ich stundenlang zuhören können. Wir haben vor dem Gig im Bühnennebenraum gehockt, er mit der E-Gitarre (der Amp draußen auf der Bühne) und ich mit der Harp, gänzlich akustisch, und haben uns dort in Stimmung gebracht, bis unser Bandleader kam und Rabatz machte, weil man eben *nur* die Klampfe hörte...

Heute führt der Gellrich übrigens die Bluesgarage in Iserlohn...:)

Dann war da Dean H. Luthmann aus Berlin, ein Country-Blues-Gitarrist...

Es gab viele Leute im Folkblues, die wirklich besser waren als Diestelmann, wie gesagt, aber er kannte wohl die richtigen Leute.

Irgendwann hatte Diestelmann aber dann beim Bluespublikum verschissen, ihn hatten die saufenden langhaarigen Unholde irgendwie angekotzt, die quer durch die Republik zu seinen Konzerten fuhren, die in der Musik und dem Alkohol ein bißchen Zuflucht vom sozialistischen Alltag gesucht haben, und irgendwann sagte er: "Für Typen wie euch spiel ich nicht!".

Tja...sowas ließ sich das Publikum auch im Osten nicht sagen...noch dazu ein eigentlich treues Publikum.

cu,
Ralf
...i knocked upon every door, it was the blues, that let me in.
Hopp-Sing
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Beitrag: # 20688Beitrag Hopp-Sing »

Hi Ralf,

danke für deinen ausführlichen Einblick in die nichtöffentliche Musik-Szene in der DDR. Als geborener Wessi, kann ich da in der Tat nur begrenzt mitreden. Aus der Erinnerung zudem, die immer etwas getrübt, mag ich dir gerne aber bei Diestelmann zustimmen. Ich habe 1984 in Potsdam als Wessi ein Ossi-Mädchen geheiratet, was gar nich so einfach war, aber das ist eine andere Geschichte.... Jedenfalls war Anfang der 80er Jahre der Frust in der DDR immens am wachsen, selbst in Potsdam gab es "nütscht mehr zu koofen". Was dennoch wichtig war, war die Musik. Und da hat Diestelmann - in meiner Wahrnehmung - eine wichtige Rolle gespielt (auch bei denen, die "Schwerter zu Pflugscharen" tragen und am 1. jeden Monats zum "Treff am ersten" in die evangelische Kirche gingen und vorher die "Blauhemden" auszogen. Natürlich war uns bewusste, dass D. den nötigen Vitamin B besaß. Wenn ich mich richtig erinnere, hat dann auf der Diestelmann-LP "Hofmusik" ein Herr P. an der Geige gespielt, der frisch aus dem Knast entlassen, so durch Diestelmann wieder gesellschaftsfähig wurde.
Es waren damals in der Tat ganz andere Zeiten. Die Band "Pankow" konnte erst eine Platte veröffentlichen als sie den Namen "Punkow" aufgegeben haben. M. W. gab es gerade in Leipzig eine große Szene, die sehr viel für Unruhe sorgte. Vieles ist davon bis heute nicht bekannt und nirgends aufgeschrieben. Würde mich freuen, wenn sich das eines Tages ändern würde.....

Dieter
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dl5mhk
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Beitrag: # 20693Beitrag dl5mhk »

Hopp-Sing hat geschrieben: Vieles ist davon bis heute nicht bekannt und nirgends aufgeschrieben. Würde mich freuen, wenn sich das eines Tages ändern würde.....
Dieter, schau mal bei Amazon.de nach folgendem Buch:

Electra. Lift. Stern Combo Meissen. Geschichten vom Sachsendreier
ISBN 9783896023230

Sehr lesenswert!
Profiszene, nicht direkt eins zu eins mit der Amateurszene vergleichbar, insbesondere was Beschaffungsfragen angeht, aber dennoch sehr, sehr viel Einblick in die damalige Zeit.
Nur mal so als Anhaltspunkt: Ich hab als Arbeiter 680 Ostmark verdient, ein Shure 565 Unisphere I (der Vorgänger des SM58) hat damals unter Brüdern 1600,- gekostet. Für eine Ibanez-Gitarre Les Paul hat man ca. 3500,- über den Tisch schieben müssen, für einen Marshall Super Lead 50W (Topteil ohne Box) auch so in der Größenordnung. Und das ganze klappte natürlich auch nur, wenn man in der Szene einschlägige Kontakte hatte. Ich hab dann zusätzlich noch in einer Berufsschülerband (Bindfaden Bluesband) gespielt, da hatten wir etwas bessere Tonbandmikrofone, ein Shure-Mikro war da vollkommen außerhalb der Möglichkeiten. Das Schlagzeug war ein ausgedientes Teil, das wir vom Blindenverband geschenkt bekamen, die Bass Drum hatte einen riesigen Riss im Korpus, den wir mit einem halben Kilometer (gefühlte Länge) Schnur immer um die Trommel herum zusammenzogen (daher der Name der Band), die Gitarre von Ligge war eine alte Akustikgitarre (so 'ne Jazzgitarre mit f-Löchern) vom Sperrmüll, die er reparierte und mit 2 Tonabnehmern versah, meine Mundharmonikas haben im Laden 1,45 gekostet (im Werk 1,12), bloß war das ein Glücksfall, wenns mal welche gab. Ich hatte eine C, eine G und eine D in sehr, sehr merkwürdiger Stimmung in der unteren Oktave. Für eine Hohner mußte man 50, 60 Mark berappen, wenn, ja wenn man wieder jemanden kannte, dessen Oma vielleicht eine aus dem Westen mitbringen konnte. Verstärker? Ja, für horrende Preise aus dem Westen, oder Vermona Transistorkisten. Es gab 'ne Band, die durchweg mit Vermona-Amps spielte, die hießen im Volksmund "Gruppe Quietsch und Brumm". Ich hab damals meinen ersten Gitarren-Amp gebaut, ebenfalls Transistor, und den dann für knapp 2000 Mark verkauft, und der war deutlich besser als die Vermona-Geräte.

Bernd Kleinow, der auf der ersten Diestelmann-LP Harp spielte, spielt heute noch einen Transistor-Amp und hat damit überhaupt kein Problem. Bernd ist übrigens gelernter Fernmeldetechniker und hat ein Ingenieursdiplom - den Amp hat er auch selbst gebaut...

Ein hochohmiges Mikro für die Harp an einen Gitarrenamp anzustöpseln wäre uns damals übrigens nicht im Traum eingefallen - da gabs ein Gesangsmikro über die PA und das wars dann.

Besorg dir mal das oben genannte Buch, gibts gebraucht ab € 10,-!

cu,
Ralf
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Lehrling
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Beitrag: # 20703Beitrag Lehrling »

Da gibt es in Norddeutschland eine Combo Lars Luis Linek & Claus "Dixi" Diercks die machen "Blues op Platt". Der Name ist Programm.
Ich habe mich spitzenmässig amüsiert.
Hopp-Sing
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Danke-Anke.....

Beitrag: # 20719Beitrag Hopp-Sing »

dl5mhk hat geschrieben:
Dieter, schau mal bei Amazon.de nach folgendem Buch:

Electra. Lift. Stern Combo Meissen. Geschichten vom Sachsendreier
ISBN 9783896023230

cu,
Ralf
Hallo Ralf,

vielen Dank für den tollen Tipp. Werde es mir in den nächsten Wochen zulegen. Da kommen dann sicherlich interessante Gefühle aus der Vergangenheit hoch.... -3--

Dieter
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kowski
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Beitrag: # 20779Beitrag kowski »

zum Thema Musik in der DDR:

Vieles wurde bereits im Buch "Good Bye - Lübben City" aufgeschrieben. Dort beschreiben quasi Zeitzeugen von der Tramper, Hirschbeutel - Zeit. Blues Musik - z.B. Renft, Monokel usw. gehörten dazu. Die wochenendlichen Konzerte waren das Forum der Bewegung (?)... usw.

beste grüße
Kowski
dl5mhk
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Beitrag: # 20791Beitrag dl5mhk »

kowski hat geschrieben:Vieles wurde bereits im Buch "Good Bye - Lübben City" aufgeschrieben.
Jesses, ja! Was waren das für Zeiten! Mit Monokel in Zwickau gespielt,
mit Kerth in Ebersbrunn gejammt und so weiter...und gesoffen...und in Pößneck in der Pause Harp gespielt und Knete eingesammelt für den Heimweg, weil irgendwie nur noch ein paar Pfennige in der Tasche waren...in Landsberg hackedicht auf den Berg neben der Freilichtbühne geklettert und gewundert, wie der dorthin kam, im "Schilfdach" in der Borsigstraße in Berlin gespielt und mitm Hut rumgegangen, und 5 Jahre später in Berlin in 'ner Kneipe im Prenzelberg (kurz vor'm Fengler, da an der Ecke, Markus, wie heißt der Laden?) angesprochen worden, ob ich nicht ein Harpspieler sei... :) Was waren das für Zeiten...

cu,
Ralf
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michel
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die Band die den Blues in's Unterholz trug, ist wieder da

Beitrag: # 83597Beitrag michel »

ich sage erst einmal frech Hallo zusammen ich habe mich vor kurzen hier angemeldet weil ich es eine gute Plattform finde um sich aus zu tauschen und vieles dazu zu lernen. Ich bin einer der Mitbegründer der Band Wilder Wein. Da wir viel Deutsch singen hier der Link dazu.
Vielleicht gefällt es ja ein wenig !

http://www.wilder-wein-band.de/

Hörbeispiele findet Ihr auf der Seite.
killerbee
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Re: die Band die den Blues in's Unterholz trug, ist wieder d

Beitrag: # 88376Beitrag killerbee »

michel hat geschrieben:ich sage erst einmal frech Hallo zusammen ich habe mich vor kurzen hier angemeldet weil ich es eine gute Plattform finde um sich aus zu tauschen und vieles dazu zu lernen. Ich bin einer der Mitbegründer der Band Wilder Wein. Da wir viel Deutsch singen hier der Link dazu.
Vielleicht gefällt es ja ein wenig !

http://www.wilder-wein-band.de/

Hörbeispiele findet Ihr auf der Seite.
Wilder Wein ist ja nett, Michel klinkt nach Michael vielleicht noch Drefs
Ich hätte mich ja auch über Hühnchen im Forum gefreut.
Es wird Zeit das ich mal wieder was von euch höre.

Gruß Hummel
dl5mhk
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Re: die Band die den Blues in's Unterholz trug, ist wieder d

Beitrag: # 88377Beitrag dl5mhk »

http://www.wilder-wein-band.de/

Hörbeispiele findet Ihr auf der Seite.
Hey, ihr spielt ja Country UND Western!
;-)

Viele Grüße,
Ralf
...i knocked upon every door, it was the blues, that let me in.
madhans
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Beitrag: # 88380Beitrag madhans »

Also beide Musikrichtungen!

Gruß
CB
michel
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die einen sagen dies dazu die andere das

Beitrag: # 88382Beitrag michel »

wir finden es eben genau richtig für den wilden wein

wir feiern nun auch immerhin unser 30 jähriges band jubiläum am 10.08.02013
ich denke das will schon etwas heißen in den heutigen zeiten!
das leben ist zu kurz um schlechten blues zu hören
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